Das Onlinefilmmagazin
critic.de beschäftigt sich gerade in einer Rückschau mit dem Kino
Eckhart Schmidts, der aus der Münchner Gruppe (zu der auch Rudolf Thome, Max Zihlmann und Klaus Lemke zählten) heraus ein sehr eigenständiges Werk entwickelte. Im Zuge dessen wurde auch ein bereits 1997 von Ulrich Mannes und Hans Schifferle geführtes, episches
Gespräch mit Schmidt zurück ans Licht geholt, das sich immer noch sehr aufregend liest und mit Anekdoten reich gespickt ist: Als kinobegeisterter Jugendlicher in Ulm orientierte sich Schmidt an den Kritiken des katholischen
Filmdienst ("Die Filme, die man sich dann immer angeschaut hat, waren die, die mit zwei E bewertet wurden, das heißt 'Für Erwachsene mit erheblichen Einschränkungen' -
da gab'
s also nackte Weiber"), später kamen
Jazz und Existenzialismus hinzu, dann schrieb er selbst Filmkritiken für
BR und
SZ, tagesaktuelle TV-Beiträge fürs Fernsehen - seine eigentliche Filmhochschule, was das Handwerk betrifft -, schließlich eine langjährige TV-Zusammenarbeit mit
Joachim "
Blacky"
Fuchsberger - und nicht zu vergessen: die Auseinandersetzungen in der
Münchner Filmbohème der Sechziger: "
Filmkritik war absolutes Feindbild. Wobei das Interessante war, dass wir Abende lang zusammen saßen: Enno Patalas, Hans-Dieter Roos, Frieda Grafe, Theodor Kotulla … Wir haben uns nächtelang gestritten, aber man hat sich auseinandergesetzt und ist zusammengeblieben. Dann hat Hans-Dieter Roos das Anti-
Filmkritik-Organ
Film gegründet, das von Leo Kirch finanziert wurde. Und darin haben wir
unseren Stiefel gemacht. Die
Filmkritik hat die Filme, die wir geliebt haben, mit grotesken Wertungen belegt,
Godard einen Faschisten genannt, was für uns völlig absurd war … Enno Patalas hatte ja die 'Geschichte des Films' geschrieben. Ich hab ihm damals gesagt: 'In deinem Buch sind von oben bis unten gepflasterte Irrtümer. Du wirst dich später schämen, dass du es geschrieben hast.' Eine Sache, die noch wichtig für mein Filmverständnis ist: Damals hatte Leo Kirch
viele Filmpakete gekauft und sämtliche Kritiker Münchens engagiert, um diese Filme zu sichten. Er wollte eine Inhaltsangabe und eine Bewertung, denn es gab nichts über die Filme,
keine Besetzungsliste,
kein Pressematerial. So sind wir monatelang gesessen und haben uns
am Tag zehn Filme reingezogen. Da war alles dabei, sämtliche Western, sämtliche
Film Noir, alle Gene-Kelly-Filme, alle von Raoul Walsh und Budd Boetticher."