Bengalen ist berühmt für seine
vegetarische Küche. Wo die herkommt, hat Mayukh Sen von seiner eigenen Familie
gelernt: Verwitwete Frauen der Oberklasse mussten früher allem Fisch, Fleisch, roten Linsen und dies und jenem anderen entsagen, weil sie aphrodisiakisch sein sollen. Das schickte sich nicht für eine Witwe. "Obwohl meine Urgroßmutter nicht auf das leben einer
bidhobha, einer Frau ohne Ehemann, vorbereitet war, akzeptierte sie pflichtbewusst diesen neuen Lebensstil. Ohne die Ingredienzien, die sie früher routinemäßig benutzt hatte, entwickelte sie ihre vegetarische Küche zu einer
eigenen Kunst, voller sensorischer Eindrücke. Meine Mutter war verrückt nach ihrem
mochar ghonto, einem trockenen Curry mit Bananengeschmack oder
echorer tarkari, einer Soße aus Jackfrucht. Diese Gerichte waren gefüllt mit Trost und gemischt mit Schmerz. ... Verwitwete Frauen waren gezwungen, mit wenigen Zutaten auszukommen. Aber diese kulinarischen Beschränkungen trugen unbeabsichtigt zu einer reichen vegetarischen Küche bei, die oft aus Abfallprodukten gekocht wurde. Diese Frauen sind die
unbesungenen Architektinnen dieser Küche, die ein ganzes Spektrum von Möglichkeiten in ihrem Verlust erkannten."