Reiner Marketing-Coup - oder Distributionsmodell für die Zukunft? Für einigen Aufruhr sorgte in den vergangenen Tagen jedenfalls
Ben Wheatleys Entscheidung, seinen neuen, offenbar
ziemlich psychedelischen Film "A Field in England" am 05. Juli zeitgleich zur Kinoauswertung auf Video on Demand, DVD und Blu-Ray zu veröffentlichen und im Fernsehen auszustrahlen (sogar eine begrenzte VHS-Auflage ist geplant), während online nach und nach
Hintergrund- und Masterclass-Videos freigeschaltet werden. Paul Weedon
sieht darin nur die vorläufige Spitze der jüngsten Entwicklung, die in letzter Zeit immer mehr Filmemacher
neue Formen der Filmdistribution ausprobieren ließ: "Die Rahmenbedingungen wandeln sich insbesondere für die Unabhängigen zum Besseren. ...'In fünf Jahren', mutmaßt Produzent Andy Starke, 'wenn jegliche Form von Entertainment
irgendwo auf einem Server liegt, um von dort auf dein Telefon oder ins Kino heruntergeladen zu werden, wird es völlig
wahnwitzig erscheinen, dass Leute Dinge vorenthalten wollen.' ... Während 'A Field in England' als drogentrip-artiger Film, der während des Bürgerkriegs spielt, zweifellos sein Publikum gefunden hätte, hat die Strategie einer Simulanveröffentlichung auf vielen Plattformen (...) dem Film Marketingmöglichkeiten ohnegleichen erlaubt."
Nicht nur in Filmzeitschriften diskutiert man den Film. Im
Guardian ist sich Phelim O'Neill sicher, dass in dieser "revolutionären, vielleicht auch tollkühnen" Maßnahme endgültig zum Ausdruck kommt, "dass sich unsere Gewohnheiten, wie wir als Konsumenten Filme sehen, im vergangenen Jahrzehnt
drastisch geändert haben. Jede Wette, dass sich die Filmindustrie die Ergebnisse
ganz genau ansehen wird." Für Killian Fox
markiert der Film auch eine ästhetisch bewusste Rückkehr zum Schwarzweißfilm. Und im Interview
gesteht der Regisseur, dass er einen psychedelischen Mitternachtsfilm drehen wollte: "'Ich liebe diese Art von Filmen einfach und ich habe keine Ahnung, warum sie nicht häufiger hergestellt werden.' ... An zwölf Tagen im vergangenen Herbst gedreht, ist 'A Field in England' mit einem 'Mikrobudget' entstanden - etwa die Kosten einer Stunde Fernsehen, erklärt Wheatley -, was ihm
absolute kreative Freiheit ermöglicht habe."
Auch im
Festival-
Circuit kann der Film gerade mächtig punkten: In Karlovy Vary
gewann er gerade den Spezialpreis der Jury, das deutsche Fantasy Filmfest
zeigt ihn im August in zahlreichen deutschen Städten. Mehr zum Film in
diesem internationalen Pressespiegel.