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Lo Spazio bianco

1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 20.03.2018 - Lo Spazio bianco

In Deutschland unbemerkt ist der bekannte italienische Kritiker, Essayist und Maler Gillo Dorfles im Alter von 107 Jahren gestorben. Geboren wurde er im Jahr 1910 noch unter österreichischer Herrschaft in Triest - seine Mutter war Italienerin. Etwa zeitgleich mit Roland Barthes in Frankreich studierte er schon in den Fünfzigern populäre Mythen und den "Kitsch", und griff damit einen damals noch nicht geläufigen Begriff auf, der im Jahr 1938 von Clement Greenberg geprägt worden war, so Lorenzo Barberis im Blog Lo Spazio bianco (in dem es vor allem um Comics geht). "Aber Dorfles sieht den Kitsch nicht einfach als etwas Negatives, sondern vielmehr als Kontrastfolie, vor der sich das künstlerisch Schöne erkennen lässt. Wie schon teilweise bei Greenberg können 'Avantgarde' und 'Kitsch' als Extreme gesehen werden, auch im Prozess der Verbreitung bestimmter Ästhetiken und ihrer Banalisierung, sobald sie sich durchgesetzt haben. Von daher gewinnt der Kitsch eine Funktion und ist als soziologisches - wenn auch nicht ästhetisches oder künstlerisches - Phänomen wert, erforscht zu werden." Auch La Lettura, Literaturbeilage des Corriere, brachte eine Seite über Dorfles.
Stichwörter: Dorfles, Gillo, Kitsch