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Paley Matters

1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 21.08.2018 - Paley Matters

Erinnern Sie sich noch an die ziemlich abgefahrene britische Agentenserie "The Prisoner", hierzulande auch als "Nummer 6" bekannt? Patrick McGoohan hatte die Serie konzipiert und zugleich die Hauptrolle als Agent übernommen, der sich nach seiner Kündigung auf einer durchgeknallten Insel als Gefangener wiederfindet. Eine Serie zwischen Monty Python, Alice im Wunderland und weird britannia. Dort gilt die Serie aus dem Jahr 1967 natürlich als national treasure. Das New Yorker Paley Center for Media hat zum 50-jährigen Jubiläum der Ausstrahlung in den USA Comiczeichner Alan Moore um ein ausführliches Gespräch gebeten, der seinerseits ein wenig abdriftet. Unter anderem geht es um das kontrovers diskutierte Ende der Serie: "Sie liegen wohl ziemlich sicher richtig, was das Ausmaß des öffentlichen Ärgers betrifft, welche die gnostische Extravaganz der letzten Episode ausgelöst hat. Doch meine Erfahrung als 13-Jähriger in Northamptons Boroughs-Viertel, auf dessen intellektuellen Scharfsinn nur selten Loblieder gesungen werden, war eine andere. Jeder, mit dem ich damals im Viertel darüber sprach, Kinder wie Erwachsene, schien von der letzten Episode eher stimuliert und beeindruckt als erzürnt gewesen zu sein. Ich erinnere mich an einen Besuch am Kiosk, wahrscheinlich habe ich mir gerade die neuesten amerikanischen Comics abgeholt, wo ich in ein Gespräch einstieg, das dort zwischen Harry Trasler, dem Händler, und einer gewöhnlichen Frau vonstatten ging, die sich wohl gerade die aktuellen Ausgaben von Woman's Own und Chronicle & Echo abholte. Beide diskutierten leidenschaftlich und spekulierten wild darüber, was es wohl mit dem Ende der Serie auf sich hatte. Die Frau stürzte sich auf die Einstellung einer Rakete, die über dem Horizont von Port Merion aufstieg. Für sie ein Beweis, dass Nummer 1 immer schon ein Alien aus dem All gewesen ist. Harry Trasler und ich hingegen waren, soweit ich mich erinnere, in unseren Hypothesen etwas vorsichtiger. Jeder hatte eine Theorie - ein Beispiel dafür, dass die Leute an einem Kunstwerk mehr Freude haben, wenn sie selbst kreativ damit umgehen können. Und ich denke, gerade in einer Gegend wie Buroughs, die nicht nur finanziell, sondern auch intellektuell und kulturell verarmt war, stürzten sich die Leute besonders auf 'Nummer 6', weil es etwas darstellte, das für die Leute aus der Arbeiterklasse zwar zugänglich und unterhaltsam war, zugleich aber auch höllisch intelligent. Was eben auch auf viele Leute aus der Arbeiterklasse zutrifft." Hier einige Eindrücke aus der Serie: