Martín Kohan macht sich
Gedanken zum einmal mehr aufgeflammten Streit um die
Falklandinseln: "Wir Argentinier sind dann am meisten Argentinier, wenn wir sehen oder das Gefühl haben oder glauben, dass man uns beraubt hat. Denn auf diese Weise lässt sich für uns alles erklären: das, was wir sind, und das, was wir nicht geworden sind. Was uns definiert, ist das
Beraubtwordensein. Insofern sind die Falklandinseln bzw. die Malwinen argentinisch - aber nicht,
damit wir sie zurückgewinnen, und auch dann nicht
, wenn wir sie tatsächlich zurückgewinnen. Sie sind argentinisch, weil sie
verloren und unerreichbar sind. Die Steinplatte des
Malwinen-Denkmals im patagonischen Ushuaia enthält ein Loch, dessen Form den Umriss der Inseln wiedergibt. Mit einem beeindruckenden Effekt: der Ausschnitt wird durch den Anblick des dahinter liegenden dunklen Meeres ausgefüllt. Doch der Sinn dieser Form ist das Loch, und der Sinn dieses Lochs ist das Fehlen, die Abwesenheit. Sollten sich die Malwinen trotz allem eines Tages zurückgewinnen lassen, wären sie ein bisschen argentinischer. Aber wir Argentinier wären ein bisschen
weniger argentinisch."