Mit Inbrunst wird in Frankreich stets der Streit um religiöse Symbole geführt. Gerade wieder haben die
kompromisslosen Freidenker von
La Libre Pensée vor Gericht erstritten, dass auf der Île de Ré eine Marienstatue aus der Öffentlichkeit entfernt werden muss, berichtet Niklas Bender in der
FAZ, und in Les Sables d'Olonne in der erzkatholischen Vendée muss eine Statue von Erzengel Michael abgebaut werden: "Die Fälle gleichen sich in vieler Hinsicht: Lokalpolitiker errichten ein religiöses Symbol, örtliche Sektionen der Fédération de la Libre Pensée wenden sich an die Justiz. La Libre Pensée ist selbst eine traditionsreiche Vereinigung, die Wurzeln reichen ins 19. Jahrhundert zurück. 'Für sie sind die Religionen die
schlimmsten Hindernisse einer Emanzipation des Denkens', heißt es in ihrer Grundsatzerklärung - das Pochen auf Laizität ist also militant. Das verrät auch das Motto der Freidenker: 'Ni dieu, ni maître, à bas la calotte et Vive la Sociale!' (Weder Gott noch Meister, nieder mit dem Scheitelkäppchen und Es lebe der soziale Fortschritt!), das auf den antiklerikalen Bildungspolitiker Paul Bert (1833 bis 1886) zurückgeht. Gleiche Konstellationen: Die Verteidiger einer harten Laizität, die das Trennungsgebot strikt anwenden wollen, stehen gläubigen oder traditionalistischen Franzosen gegenüber, welche die christlichen Wurzeln der 'ältesten Tochter der Kirche' betonen. Dazwischen treten
schüchtern Vertreter einer weichen Laizität, die, je nach Wunsch der lokalen Bevölkerung, religiöse Symbole akzeptieren wollen."