Abbas Khider

Palast der Miserablen

Roman
Cover: Palast der Miserablen
Carl Hanser Verlag, München 2020
ISBN 9783446265653
Gebunden, 320 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

In seinem neuen Roman erzählt er die Geschichte eines Jungen aus den Slums von Bagdad. Shams Hussein ist ein normaler Junge mit ganz normalen Träumen. In der Hoffnung auf ein friedlicheres Leben ziehen seine Eltern mit ihm und seiner Schwester aus dem Süden des Irak nach Bagdad. Doch aus dem Streben nach einer besseren Zukunft wird in dem von Saddam Hussein beherrschten Land schnell ein Leben in existenzieller Not. Die Familie wohnt neben einem riesigen Müllberg, Shams arbeitet als Plastiktütenverkäufer, als Busfahrergehilfe, als Lastenträger. Und er liebt Bücher. In einer Zeit jedoch, in der ein falsches Wort den Tod bedeuten kann, begibt er sich damit in eine Welt, deren Gefahren er nicht kommen sieht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.04.2020

Abbas Khider erzählt seine Geschichte aus dem "Palast der Miserablen" aus der Perspektive des jugendlichen Protagonisten - vermutlich, damit Sprache und Stil des Romans nicht gänzlich niedergedrückt werden von den Lasten eines Lebens unter Saddam Hussein, meint Rezensent Hans-Peter Kunisch. Ganz gelungen scheint ihm das nicht. Vielmehr ist ihm manches "zu brav" geraten, etwa wenn der im Irak geborene Autor seiner deutschen Leserschaft den Alltag in einem fiktiven Armenviertel von Bagdad zu erklären sucht. Dann wieder lobt der Kritiker den Roman für seinen radikalen und unabgelenkten Blick auf die Verhältnisse im Irak während des Embargos. Schwer beeindruckt ist Kunisch auch von Khiders Darstellung von Folter und moralischer Ausweglosigkeit.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.03.2020

Offenbar mit Interesse hat Rezensent Andreas Fanizadeh den neuen Roman von Abbas Khider gelesen, der ihn nicht nur in den Irak der frühen Neunziger, sondern auch in den titelgebenden Palast der Miserablen führt. Dort treffen sich die Intellektuellen Bagdads und dort zieht es auch den in den Slums von Bagdad aufwachsenden Shams hin, der neben dem Begehren für seine ältere Schwester auch die Literatur entdeckt, resümiert der Kritiker. Die Brutalitäten Saddams, die Verfolgung von Dissidenten und die Gewalt der Patrouillen schildere Khider ebenso wie den ungebrochenen Optimismus von Shams' Familie fährt der Kritiker fort, der uns allerdings sein Urteil über den Roman nicht verrät.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.03.2020

Der Rezensentin Lea Schneider zufolge erzählt Abbas Khider hier einmal mehr eine Geschichte, die die verheerende Situation im Irak wirklich zu verstehen hilft: Der junge Shams und seine Familie gehören zu den zahllosen Leidtragenden durch Kriege, Aufstände, Armut und Willkürherrschaft im Irak der späten achtziger und neunziger Jahre und die Leser*innen erleben ihr Elend in diesem Buch hautnah und detailliert mit, fasst die Kritikerin zusammen. Damit macht der Autor laut ihr die Gründe für eine Flucht schonungslos deutlich. Dass Khider von Anfang an keinen Hehl daraus macht, dass sein Protagonist gefoltert und halb verhungert in einem Gefängnis enden wird, also "keine Versöhnung" bietet, hält Schneider für die große Stärke seines Romans: Nur mit solcher Drastik würdigt man die Gepeinigten wirklich, mahnt sie.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.02.2020

"Palast der Miserablen" ist keine Abenteuergeschichte, betont Rezensentin Cornelia Geissler, er erzählt von echten Gefahren. Daran erinnert er seine Leser immer wieder, so die Rezensentin, indem er die meist heiter erzählte Familiengeschichte mit düsteren Berichten aus dem Gefängnis unterbricht. Geissler vermutet, dass Khider auch persönliche Erfahrungen in diesem Roman verarbeitet hat: Nach dem Ausbruch des Krieges flieht die Familie des jungen Helden nach Bagdad, Khiders Geburtsstadt. Für die Rezensentin wird wird dieses von Angst und Armut geprägte neue Leben vor allem durch die Zuversicht des jungen Erzählers erträglich gemacht, der lebendig und mit Humor von seiner Familie erzähle und seiner Liebe zur Literatur.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 21.02.2020

Rezensent Carsten Hueck bewundert Abbas Khider für seine Fähigkeit, noch den schrecklichsten Erfahrungen von Krieg und Flucht mit Humor zu begegnen. Dass der Autor in seinem neuen Roman auf solche Erleichterung verzichtet und "ohne Airbag" unpathetisch vom Alltag in der irakischen Diktatur erzählt, muss Hueck erst einmal verdauen. Die Folgen des Krieges beschreibt Khider laut Rezensent aber immerhin mit großer Liebe zu seinen Figuren und zur Literatur. Wie letztere das Leid eines einfachen Mannes im Bagdad der 90er mildert, erzählt der Roman, in dem Hueck auch ein Porträt des Irak erkennt.