Adolf Muschg

Heimkehr nach Fukushima

Roman
Cover: Heimkehr nach Fukushima
C.H. Beck Verlag, München 2018
ISBN 9783406727023
Gebunden, 244 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Der Architekt Paul Neuhaus, frisch verlassen, erhält eine Einladung von seinen alten Freunden Ken-Ichi und Mitsuko. Der Bürgermeister eines Dorfes nahe beim Unglücksmeiler von Fukushima, Mitsukos Onkel, bittet Neuhaus, ihn zu besuchen. Die Gegend ist verstrahlt, die Dörfer sind verlassen, die kontaminierte Erde ist abgetragen. Die Regierung wünscht die Rückbesiedlung, aber die Menschen haben Angst. Der Bürgermeister will Neuhaus für eine Künstlerkolonie gewinnen - in der verstrahlten Zone -, um neue Hoffnung zu wecken. Neuhaus reist mit Mitsuko an und sie geraten in eine unentrinnbar intensive Nähe zueinander. Ist in der schönen, verseuchten Landschaft Fukushimas eine Zukunft möglich wie auch in der Liebe zwischen Paul und Mitsuko? Sie beide begleitet die Lektüre Adalbert Stifters. So wie dort die geheimnisvolle Kette von Ursache und Wirkung die Bereiche des Lebens gleichermaßen verknüpft, so stellt die unheilvolle Kettenreaktion im Atommeiler in Fukushima nicht nur die Japaner vor die Frage, was diese Katastrophe über uns alle sagt. Sind wir im Zentrum der Gefahr nicht näher an unserer Wahrheit und an der unserer Gegenwart?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.10.2018

Rezensentin Marlen Hobrack hat Adolf Muschgs Roman "Heimkehr nach Fukushima" als "Alterswerk" gelesen, meint das aber durchaus positiv: Ein "Abgsang auf die Technofortschrittsgläubigkeit" sei der Roman über den Architekten und Schriftsteller Paul Neuhaus, der von seinem japanischen Übersetzer nach Fukushima gebeten wird, weil die Landschaft neu besiedelt werden soll. Dass Neuhaus dort sogleich, "im knackenden Takt der Geigerzähler", eine Romanze mit seiner jungen Dolmetscherin anfange, kann man laut Rezensentin durchaus klischeehaft finden, aber Muschgs Roman sei nun einmal eine Beschwörung des vollkommenen Moments, eine Rückbesinnung auf das Leben im Hier und Jetzt. Noch dazu verwebe der Autor kunstvoll Stifter-Zitate und Verweise auf die Landschaftsmalerei in dem Text, schreibt Hobrack - Muschgs Roman scheint ihr offenbar ein würdiges Spätwerk zu sein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.09.2018

Offenbar amüsiert hat Rezensent Jürgen Altwegg Adolf Muschgs neuen Roman "Heimkehr nach Fukushima" gelesen. "Ungemein frisch" nennt der Kritiker die Geschichte um den deutschen Architekten Paul, der sich in Begleitung der Japanerin Mitsuko nach Fukushima begibt, um im atomverseuchten Gelände eine Künstlerkolonie aufzubauen, bald aber nur noch Augen für Mitsuko hat. Wie Muschg westöstliche "Weisheit", Witz, japanische Kultur und den Umgang der Japaner mit Atomkraft in einen Roman gießt, hat Altwegg gut gefallen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.08.2018

Selten hat Rezensent Ulrich Greiner derart "jugendlich schlank" von den "letzten Dingen" gelesen wie im neuen Roman des inzwischen 84jährigen Schriftstellers Adolf Muschg. Dieser schickt hier den 62 Jahre alten Schweizer Schriftsteller Paul nach Fukushima, wo er in Begleitung der Übersetzerin Mitsu eine Künstlerkolonie aufbauen soll, um die einstigen Bewohner der Kleinstadt nach der Atomkatastrophe zur Heimkehr zu bewegen. Wenn Greiner liest, wie Paul und Mitsu leidenschaftlich übereinander herfallen, dabei allerdings versuchen, den radioaktiv verseuchten Boden nicht zu berühren, kann er sich das Lachen nicht verkneifen. Vor allem aber staunt er, wie brillant Muschg "japanische Schameskultur" mit der geheimnisvollen Atmosphäre der Romane Adalbert Stifters engführt. Bei Muschg gehen "philosophische Reflexion" und "derbe Sinnlichkeit" perfekt zusammen, schwärmt der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.07.2018

Ganz hingerissen bespricht Roman Bucheli den neuen Roman von Adolf Muschg, den er schon oft "delikat", aber selten so "zart und verletzlich" erlebt hat. Erzählt wird die Liebesgeschichte des deutschen Architekten Paul und der jüngeren Japanerin Mitsuko, beide weltverlorene Geschöpfe, die sich aneinanderklammern, wie der Kritiker verrät und die sich todessüchtig ins atomverseuchte Fukushima begeben, um eine Künstlerkolonie zu gründen. Wie Muschg hier mit Stifter und Novalis im Gepäck Abgründe in die Idylle pflügt, dabei seelensatt, lebensvoll, farbenfroh und doch mit der "Härte der Gegenwart" von Sehnsucht und Erlösung erzählt, hat dem Rezensenten gut gefallen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.07.2018

Höchst merkwürdig findet Martin Ebel den neuen Roman von Adolf Muschg. Dass der Autor hier seine Japan-Begeisterung wiederbelebt, kann er erkennen, ebenso den Anschluss an frühere Texte. Wie sich der Autor in diesem Buch auf Japans Verhältnis zur Atomkraft einlässt, scheint Ebel allerdings nicht immer geheuer. Die Reise eines Architekten nach Fukushima beschreibt und bebildert der Autor dabei durchaus auf unwirklich schöne Art und Weise, räumt Ebel ein. Wie die Figuren die japanische Haltung mitunter ironisch verzerrt spiegeln und der Autor Psychologie und die Bibel bemüht, scheint dem Rezensenten allerdings fragwürdig. Stark scheint ihm der Text in der Beschwörung verstrahlter Landschaften und der Reflexion über Mensch, Vernunft und Technik.
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