Aharon Appelfeld

Sommernächte

Roman
Cover: Sommernächte
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783737101240
Gebunden, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Gundula Schiffer. Mitten im Zweiten Weltkrieg: Der elfjährige Michael bleibt auf der Flucht bei Sergei zurück, einem Freund seines Vaters. Der ukrainische Veteran zieht als Landstreicher umher, seit er sein Augenlicht verloren hat. Doch Sergei kümmert sich um den Jungen, nun Janek genannt. Er bringt ihm alles bei, was er weiß, auch, wie man sein eigenes Leben schützt, mit Angst, Hunger und Kälte lebt. Sie ziehen von Dorf zu Dorf, müssen sich durchschlagen, werden von Bauern angegriffen. Doch zusammen überstehen der Junge und der alte Mann jede Gefahr, und sie erleben auch Freuden - Janek träumt von einem Mädchen, eine zarte Liebe. Auf ihrem Weg durch Nacht und Wälder lernen sie, mit der Vergangenheit umzugehen, ohne sich von ihr überwältigen zu lassen, Janek vom Judenhass, den er erleben musste, Sergei von der Erinnerung an eine Frau, die er einst liebte und verließ.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.02.2022

Dass vier Jahre nach dem Tod von Aharon Appelfeld dieser späte Roman erscheint, freut Rezensent Paul Jandl, der dem israelischen Autor sehr liebevoll verbunden scheint. Wie auch in den vorherigen Romanen umkreist Appelfeld in "Sommernächte" den Holocaust und das Überleben dank der "solidarischen Energie" unter Außenseitern: Appelfeld, der nach seiner Flucht aus einem Konzentrationslager in Transnistrien von einer Prostituierten versteckt wurde, wie Jandl weiß, erzählt hier von dem jüdischen Jungen Michael, der von seinem Vater in Obhut eines blinden Mannes geben wird. Auch wenn Appelfeld in gewohnt "scharfer Lakonie" schreibe, hört Jandl in diesem Roman doch das Herz einer Parabel pochen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 16.02.2022

Rezensent Marko Martin scheint gerührt von diesem späten Roman von Aharon Appelfeld. Auch wenn der Autor in seinen Büchern immer die gleiche, selbst erlebte Geschichte erzählt vom Kindsein auf der Flucht, schlägt er den Rezensenten wiederum in seinen Bann. Martin folgt dem Jungen und seinem blinden Begleiter über die Straßen und durch die Wälder der ukrainischen Landschaft, bangt mit ihm ums Überleben und ängstigt sich mit ihm vor der Dunkelheit. Die poetische Lakonie der Erzählung und ihren tapferen Helden wird Martin nicht so schnell vergessen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.01.2022

Rezensent Jakob Hessing freut sich über die deutsche Ausgabe dieses späten Romans von Aharon Appelfeld. Wie der israelische Autor darin seine Kindheitserfahrungen von Flucht und Barbarei verarbeitet, hält er für allgemeingültig, weil der Autor für seine untergegangene Welt Symbole findet, die jeder kennt. In diesem Text ist es die "Reise", auf die sich ein als Christ getarnter jüdischer Junge mit einem alten, blinden Mann macht, wie Hessing erläutert. Auf ihrem Weg durch die Ukraine ergänzen sich die beiden und stellen sich gegen den menschenverachtenden Schrecken, meint Hessing. Für ihn eine ganz besondere Bildungsgeschichte.
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