Ron Leshem

Als wir schön waren

Cover: Als wir schön waren
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783737101578
Gebunden, 400 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Markus Lemke. Daniel, ein junger Israeli, reist ziellos durch Südamerika, will sein altes Leben vergessen. Er beginnt eine stürmische Liebe mit der getriebenen Nora. Sie arbeitet angeblich am "Ozean", einem geheimnisvollen Projekt, das in fremde Erinnerungen eintauchen lässt. Dann ist Nora plötzlich tot. Warum? Und gibt es den "Ozean" wirklich? Daniel muss nicht nur Noras Geschichte auf den Grund gehen, sondern sich auch seiner eigenen stellen. Jahre zuvor: Daniels glückliche Kindheit nahe Gaza endet jäh, als seine Mutter bei einem Anschlag stirbt. Sein Freund Magouri kümmert sich um ihn, wird ihm alles, was zählt. Doch dann, bei der Armee, geht Daniel ganz als Soldat auf, während Magouri nicht nur lieber surft, sondern auch politisch völlig anders denkt. Immer tiefer zieht sich der Riss, bis ein furchtbarer Verrat die beiden für immer trennt...

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 06.12.2022

Eberhard Falcke hat auch den zweiten Roman von Ron Leshem gelesen und nimmt die Leser an die Hand: Der israelische Schriftsteller habe, anders als in der Generation von Amoz Oz oder David Grossman, keine Hoffnung auf Versöhnung mit den Palästinensern. Abgesehen davon, sei die Erzählstruktur der Geschichte ziemlich wirr: Da ist zum einen der Ich-Erzähler Daniel, dessen Mutter von arabischen Terroristen erschossen wurde, und zum anderen seine Geliebte Nora, die ein geheimes Archiv aufbauen will, in dem alle Erinnerungen gespeichert werden. Was man eine kühne Konstruktion nennen könnte, bricht der Geschichte für Falcke aber den Hals. Allein die detailgenauen Schilderungen von Einsätzen der israelischen Armee in Palästinensergebieten, wird ihm nachdrücklich in Erinnerung behalten.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 19.11.2022

Ron Leshem, eigentlich im Filmgeschäft tätig, hat jetzt seinen dritten Roman veröffentlicht. Um Daniel geht es, erfahren wir vom Rezensenten Carsten Hueck, einen Israeli, dessen Mutter bei einem Terroranschlag gestorben ist, und um seine Freundschaft zu Magouri. Daniel begeistert sich für die Armee, ein wenig zu sehr, möchte man meinen, denn er kommt ins Gefängnis. Dort trifft er seinen Freund wieder, der aus genau gegenteiligen Gründen da ist. Diese psychologischen Betrachtungen des Soldatenlebens zu Krisenzeiten gehören für Hueck zu den Stärken des Romans. Weniger gefällt ihm, wie Daniel nach seiner Ausreise nach Amerika eine Frau kennenlernt, die wegen ihrer Hirn- und Erinnerungsforschungen zu Tode kommt. Da werden für den Rezensenten auf einmal doch zu viele Erzählstränge zusammengeworfen, die einen "überschäumenden Cocktail" bildeten. Vielleicht funktioniere diese Geschichte besser als Netflix-Serie als als Buch, wird resümiert.