Alberto Barrera Tyszka

Die letzten Tage des Comandante

Roman
Cover: Die letzten Tage des Comandante
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2016
ISBN 9783312009947
Gebunden, 256 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Matthias Strobel. Für die einen ist Hugo Chávez ein populistischer Diktator, der Venezuela ins Chaos geführt hat, für die anderen ein Befreier, der den Armen und Unterdrückten wieder zu Würde verhilft. Ein tiefer Graben, der auch durch die Familie von Miguel Sanabrias verläuft: Während seine Frau den Lider máximo und dessen Politik verabscheut, ist sein Bruder vom "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" begeistert. Als die Meldung von Chávez' prekärem Gesundheitszustand die Runde macht, kehren die Reichen nach Caracas zurück. Doch ihre Wohnungen sind mittlerweile besetzt - und das ganze Land steht kurz vor der Apokalypse. Als Miguel geheime Aufzeichnungen des kranken Führers zugespielt werden, sieht er sich gezwungen, Position zu beziehen.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 04.02.2017

Dieser Roman ist "trumpaktuell", versichert Rezensent Marko Martin, der hier die letzten Tage von Venezuelas populistischem Präsidenten Hugo Chavez erlebt. Allein Alberto Barrera Tyszkas Idee, die Ereignisse aus einem Apartmenthaus der einheimischen Mittelschicht zu erzählen, findet der Kritiker "subversiv". Und so liest er auch keinen üblichen Diktatorenroman, sondern stürzt in einen telenovela-artigen Tumult, in dem Chavez' Onkologe ein mysteriöses Handyvideo, das dessen streng geheim gehaltenen Gesundheitszustand dokumentiert, verstecken soll, jedoch bald von seinem Nachbarn, einem arbeitslosen Journalisten, verfolgt wird, der seinerseits vom venezolanischen Geheimdienst erpresst wird. Der Autor erzählt nicht nur mit so viel Präzision, "psychologischer Glaubwürdigkeit" und Spannung, dass es dem Rezensenten schier den Atem verschlägt, sondern führt auch ganz ohne erhobenen Zeigefinger vor, was mit durchschnittlichen Bürgern geschieht, die der Hybris eines Führers verfallen, schwärmt Martin über dieses Meisterwerk.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.01.2017

Alberto Barrera Tyszkas Gesellschaftsroman "Die letzten Tage des Commandante" ist das "Buch zur Stunde", versichert Martina Läubli in ihrer hymnischen Besprechung. Erzählt wird von den verheerenden Zuständen in Venezuela nach Hugo Chàvez, informiert die Kritikerin, die hier das ganze Ausmaß von Hyperinflation, Medikamentenmangel, Verschwörungen, Massenmorden und terroristischen Attentaten erlebt. Vor allem aber erfährt Läubli in diesem exzellenten Roman, wie Politik und Propaganda Alltag und Privatleben durchdringen und "Züge des Wahnsinns" annehmen. Wie der Autor beide Seiten der zerrissenen Gesellschaft porträtiert, den Populismus und die Verehrung von Chàvez nachzeichnet, den Machthaber zugleich als Leerstelle im Zentrum des Romans auftreten lässt und dabei eigene Erfahrungen, soziologische Reflexionen und kriminalistische Elemente lebhaft verknüpft, ringt der Rezensentin höchste Anerkennung ab.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2016

Rezensent Ralph Hammerthaler kann einiges lernen aus Alberto Barrera Tyszkas Buch über die letzten Tage von Hugo Chavez. Das liegt laut Rezensent daran, dass Tyszka den ehemaligen venezolanischen Caudillo Chavez so schillernd operettenhaft darstellt wie er wohl war: als Heilbringer und Militär zugleich, aber dabei ohne Heldenverehrung oder -vernichtung. Wie der Autor mit einer Handvoll Figuren ein ganzes Gesellschaftspanorama erschafft, findet Hammerthaler stark. Die literarische Wahrheit ist nur durch die Vielfalt der Perspektiven zu erhalten - das führt der Autor dem Rezensenten eindrucksvoll vor Augen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de