Alexander Bätz

Nero

Wahnsinn und Wirklichkeit
Cover: Nero
Rowohlt Verlag, Hamburg 2023
ISBN 9783498006860
Gebunden, 576 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Der römische Kaiser Nero (37-68 n. Chr.) fasziniert die Nachwelt seit eh und je: Er ist der Muttermörder und Brandstifter, der Tyrann und der exzentrische Anti-Kaiser, der sich zum Künstler stilisiert. In vielen Köpfen sieht er aus wie Peter Ustinov in "Quo vadis?"Alexander Bätz, Althistoriker, Bibliothekar und Journalist, entdeckt Nero neu, indem er sich dessen Leben und politischer Karriere auch über die Alltagsrituale des römischen Kaiserreichs nähert, die sozialen und politischen Institutionen beschreibt und durch eine Neulektüre der antiken Quellen Nebenfiguren aus dem römischen Alltag in ihren Berührungspunkten mit dem Kaiser hervortreten lässt: Senatoren, die abhängig waren von ihrer Nähe zu Nero, einfache Bürger, die als Handwerker und Kaufleute ihr tägliches Auskommen im Moloch Rom suchten, jungfräuliche Priesterinnen, prominente Intellektuelle, Soldaten und unzählige Sklaven und ehemalige Sklaven, die zum Beispiel als Ammen oder Vorkoster dem Kaiser so nah kamen wie kaum jemand sonst.Eine solche Perspektive erlaubt es, Nero aus der Gesellschaft heraus zu beleuchten, über die er herrschte, und hält Antworten auf die komplexe Frage bereit: Wie war die Beziehung zwischen Rom und diesem faszinierenden Kaiser - jenseits der düsteren Rezeptionsgeschichte?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.04.2023

Als eine der "wenigen sehr guten" Darstellungen des Kaisers Nero wertet Rezensent und Althistoriker Uwe Walter das Buch von Alexander Bätz. Der Autor und Fachkollege liefert hier, so Walter, eine nicht an steilen Thesen, sondern an der Sachlage orientierte, "durchweg solide" recherchierte Analyse der Herrschaftszeit des Kaisers, der hier von seinem üblen Ruf nicht befreit, aber ein bisschen entfernt wird, fasst Walter zusammen. So findet er höchst aufschlussreich und angemessen, wie Bätz in den guten und schlechten politischen Entscheidungen Neros etwa auch den "Stressraum" des intrigenreichen Hofes, die inneren Widersprüchlichkeiten des politischen Systems an sich oder auch den großen Einfluss Senecas auf Nero zu Anfang seiner Regentschaft mit einbezieht. Für Walter erklären sich so viele mythenumwobenen Aktionen Neros, ohne dass Bätz dabei eine apologetische Haltung einnähme. Vielmehr überzeugt der Autor den Kritiker mit seinen schlichten Sätzen, gut kontextualisiertem Bildmaterial, übersichtlicher Quellenarbeit und der Emphase auf "Ereignisdynamik und Kontingenz" - außer dem Hinweis auf ein fehlendes Register hat Walter nichts zu bemängeln.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2023

Rezensentin Birgit Schönau schätzt die gute Recherche und die lebendige Erzählweise in diesem historischen Werk des Konstanzer Wissenschaftlers Alexander Bätz. Allerdings hätte sich der Autor mehr trauen können, findet Schönau, wenn er die historischen Mythen um Kaiser Nero demontiert und einen neuen Blick auf das Rom des 1. Jahrhunderts wirft. Die halb-fiktiven Kapiteleinleitungen ziehen den Leser schnell in ihren Bann, so die Kritikerin, der analytische Teil danach ist allzu detailliert und konzentriert sich zu sehr auf Intrigen am Hof und Kaiser Nero als Individuum. Etwas mehr Analyse der politischen Zusammenhänge hätte dem Band gut getan, findet die Kritikerin. So erschafft Bätz eine spannende historische Kulisse, bewegt sich aber zu sehr auf bekannten Wegen.