Alexandre Jollien

Lob der Schwachheit

Cover: Lob der Schwachheit
Pendo Verlag, Zürich - München 2001
ISBN 9783858424020
Gebunden, 128 Seiten, 15,24 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Giovanna Waeckerlin-Induni. Alexandre Jollien, seit seiner Geburt behindert, erzählt in Form eines fiktiven Dialogs mit Sokrates seine Lebensgeschichte. Er beschreibt, wie die Philosophie ihm geholfen hat, seinem Schicksal mit positiver Kraft zu begegnen und seinem körperlichen Gebrechen einen Sinn zu geben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.06.2001

Alexandre Jollien ist mit etwas, das in dieser Rezension (von upj.) immer nur "Geburtsgebrechen" genannt wird, auf die Welt gekommen. Er hat unzählige Therapien hinter sich gebracht und Philosophie studiert. In diesem Band erzählt er nun von der "Entwicklungsgeschichte seines versehrten Körpers", und zwar in Form eines sokratischen Dialogs. Die Rezension fasst ihre starke These in einem einzigen Satz zusammen, in dem sie behauptet, dass das Buch gesellschaftliche Werte wie "Stärke, Erfolg, Autonomie" "von den Rändern her" auflöst.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.04.2001

Navid Kermanis Urteil über dieses Buch ist zwiespältig. Die Reflexionen über das Anderssein und den Umgang mit dem Fremden in Form von Behinderung preist er als "kostbar", nicht zuletzt deshalb, weil der französische Autor, der seit seiner Geburt an zerebraler Kinderlähmung leidet, deutlich macht, dass es auch für ihn schwierig ist mit ihm fremden Behinderungen - etwa Blindheit - unbefangen umzugehen. Der Rezensent lobt besonders die Textpassagen als "wunderbar", in denen Jollien "ins Erzählen kommt" und sieht in den Abschnitten über Erfahrungen mit behinderten Freunden "mehr über die Kraft der Freundschaft" ausgedrückt als in manchem dickleibigen Roman. Diesem positiven Urteil steht allerdings Jolliens Hang "oberlehrerhaft" zu dozieren entgegen, der durch die Textform, die sich am platonischen Dialog orientiert, "fatalerweise" noch verstärkt, wie der Rezensent bedauert. Viel von diesem Makel schreibt er allerdings der Übersetzerin zu, der er vorwirft, die vom Autor mündlich diktierten Texte in ein staubtrockenes "Pädagogendeutsch" übertragen zu haben und außerdem neben "schlechtem Deutsch" auch öfters schlicht falsch übersetzt zu haben.