Ali Smith

Sommer

Roman
Cover: Sommer
Luchterhand Literaturverlag, München 2021
ISBN 9783630875811
Gebunden, 384 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Silvia Morawetz. Eine Geschichte über Menschen, denen große Veränderungen bevorstehen. Sie sind eine Familie und glauben doch, Fremde zu sein. Was verbindet diese Menschen? - Der Sommer. Da ist zum Beispiel Sacha, 16, die Probleme mit ihrem kleinen Bruder hat, einem hochbegabten, die Schule schwänzenden Einstein-Fan; und eigentlich will sie die Welt retten, aber ihre Eltern sind ihr da auch keine Hilfe. So weit die Gegenwart. In der Vergangenheit verbringen ein anderer Bruder und eine andere Schwester einen wunderschönen Sommer, obwohl sie wissen, dass die Zeit gegen sie arbeitet …

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 12.08.2021

Rezensent Johannes Kaiser findet Gefallen an dem letzten Teil von Ali Smiths Tetralogie der Jahreszeiten, mit dem Titel "Sommer". Der politisch aufgeladene Roman folgt der ehemaligen Schauspielerin und frisch verlassenen Grace und ihren Kindern Sacha und Robert, die eine politisch links eingestellt und für's Klima kämpfend, der andere Brexit-Befürworter und rechtsradikal provozierend, so Kaiser, der in der Familie die zerrissene englische Gesellschaft erkennt. Die Geschichten sind dem Rezensenten zufolge nicht miteinander verknüpft, "jede einzelne ist ein kleines Drama". Durch die direkte Rede und Präsentform hat er allerdings das Gefühl, die Geschichten direkt mitzuerleben. Ein lebendiger, ungeschminkter Genuss, der den Zeitgeist der britischen Gesellschaft ausgezeichnet darstellt, schließt Drees zufrieden.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 07.08.2021

Der Stoff, den Ali Smith in ihrem neuen Roman, dem letzten Band ihrer Jahreszeiten-Tetralogie verarbeitet, hätte auch für zwanzig Romane gereicht, meint Rezensent Jens Uthoff. Ausgehend von einer britischen Kleinfamilie geht es vordergründig um den Brexit und die Ära Johnson, daneben aber auch um Cyber Mobbing, den Zweiten Weltkrieg, Einstein und Shakespeare - die Liste an Verweisen nimmt kein Ende, so Uthoff. Alles verstehen kann man hier ohne die Vorgängerromane gelesen zu haben, nicht, meint der Kritiker, was er aber gar nicht so schlimm findet, weil er als Leser nie das Gefühl hat, die Puzzleteile "grundlos" hingeworfen zu bekommen. Auch wenn er Smith als virtuose "Geschichtenverweberin" schätzt und von einem Segen für künftige Literaturseminare spricht - Lesern könne das auch etwas zu viel werden, gibt er abschließend zu bedenken.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 26.07.2021

Christoph Schröders Bewunderung für die Erzählkunst von Ali Smith kennt keine Grenzen. Der Abschlussband der Jahreszeiten-Tetralogie macht ihm noch einmal klar, wie raffiniert die einzelnen Bücher zusammenhängen und wie groß die Verweiskunst der Autorin ist und wie assoziationsreich ihre Sprache. Wie die Erzählstimme im neuen Buch die Gleichgültigkeit der Politik im Umgang mit der Klimakrise sowie Populismus und Gier ankreidet, wie Smith komplexe Charaktere glaubhaft zu erschaffen und Motive, Zeit- und Wahrnehmungsebenen zu verknüpfen weiß, findet Schröder anbetungswürdig. Diese Tetralogie ist ein virtuoses Gesamtkunstwerk, findet er.