Almudena Grandes

Die wechselnden Winde

Roman
Cover: Die wechselnden Winde
Rowohlt Verlag, Reinbek 2003
ISBN 9783498024949
Gebunden, 637 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Stefanie Gerhold, Sabine Giersberg und Petra Strien. Als Sara Gomez sich für das Haus Nr. 31 in der südspanischen Ferienanlage entscheidet, hat sie ein Leben bereits hinter sich. Was ihr davon bleibt, ist allein das Geld, das sie sich am Sterbebett ihrer Pflegemutter erschlichen hat: Entschädigung für eine gestohlene Kindheit. Auch Juan Olmeda hütet ein dunkles Geheimnis, als er Haus Nr. 37 gegenüber bezieht. Zusammen mit seiner Nichte Tamara und dem behinderten Alfonso versucht er, den Tod des einzigen Menschen zu verwinden, den er je geliebt hat: Charo, die Frau seines Bruders. Sara und Juan eint nichts als eine Vergangenheit, der sie zu widerstehen hoffen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.08.2003

Meike Fessmanns Urteil über diesen Roman ist zwiespältig. Sie bleibt unentschlossen, ob es sich bei der Geschichte um einen Mann, der mit seinem behinderten Bruder und seiner vermeintlichen Nichte zusammenlebt, eher um einen "Schmachtfetzen" oder doch um ein "gelungenes Experiment" handelt. Einerseits lobt die Rezensentin die beeindruckende Vielfalt der komplizierten Familien- und Lebensverhältnisse, aus der die spanische Autorin einen Gesellschaftsroman des zeitgenössischen Spaniens schafft. Dennoch stellt sie bedauernd fest, dass das Buch nicht frei von "Klischees" ist und der erzählerische Atem Grandes' mitunter auch in "säuselnde" Geschwätzigkeit übergeht. Fessmann sieht die Gefahr, dass dieser Roman an seinem eigenen "gigantischen Anspruch", das "soziale Experiment" einer höchst ungewöhnlichen Patchwork-Familie literarisch durchzuführen, zusammenbricht. Und so lobt die Rezensentin Grandes zwar für die beeindruckende Darstellung, sieht jedoch dieses Buch in seiner Redseligkeit als "Paradebeispiel" für die Fallstricke des Genres des Unterhaltungsromans.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.08.2003

Geweint habe sie bei der Niederschrift, zitiert Rezensent Kersten Knipp die Autorin. Er selbst hat sich gelangweilt. Almudena Grandes' Epos erzählt von Männer und Frauen in den mittleren Jahren, die an der "windzerzausten" spanischen Küste versuchen, ihr verpfuschtes Leben in den Griff zu bekommen. Es ist alles sehr traurig, aber, fragt unser Rezensent, ist das vielleicht ein Grund, die Geschichte um Sara Gomez und ihre unglückliche Jugend, den Arzt Juan Olmedo und seine unglückliche Liebe, und Maribel, die "dralle Hausangestellte in den erregend engen Blusen" so "aufdringlich larmoyant" zu erzählen? Knipp, der schon heulende Kinozuschauer vor sich sieht, glaubt den Protagonisten ihre Trauer keinen Augenblick. Und für füllige Frauenkörper, die ein "zittriges Beben" durchläuft, hat er auch nichts übrig.