Fernando Aramburu

Patria

Roman
Cover: Patria
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018
ISBN 9783498001025
Gebunden, 907 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen. "Patria" heißt Vaterland, Heimat. Aber was ist Heimat? Die beiden Frauen und ihre Familie, um die es in Fernando Aramburus Roman geht, sehen ihre Heimat mit verschiedenen Augen. Bittori sitzt am Grab ihres Mannes Txato, der vor über zwanzig Jahren von Terroristen erschossen wurde. Sie erzählt ihm, dass sie beschlossen hat, in das Haus, in dem sie wohnten, zurückzukehren. Denn sie will herausfinden, was damals wirklich geschehen ist, und wieder unter denen leben, die einst schweigend zugesehen hatten, wie ihre Familie ausgegrenzt wurde. Das Auftauchen von Bittori beendet schlagartig die vermeintliche Ruhe im Dorf. Vor allem die Nachbarin Miren, damals ihre beste Freundin, heute Mutter eines Sohnes, der als Terrorist in Haft sitzt, zeigt sich alarmiert. Dass Mirens Sohn etwas mit dem Tod ihres Mannes zu tun hat, ist Bittoris schlimmste Befürchtung. Die beiden Frauen gehen sich aus dem Weg, doch irgendwann lässt sich die lange erwartete Begegnung nicht mehr vermeiden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.01.2018

Rezensentin Cornelia Geissler ist gebannt von Fernando Aramburus "Patria", der in Spanien bereits als Erfolgsroman gilt. Dass es dem spanischen Autor gelingt, in seiner Erzählweise die komplexe historische Geschichte um die baskische Untergrundorgansisation ETA anhand von zwei Familiengeschichten zu verhandeln, dabei Leser ohne Vorwissen berücksichtigt und auf den 750  Seiten auch Humor und Lesepausen einbaut, zeigt, wie sicher er sein literarisches Handwerk beherrscht, lobt Geissler. Klug findet sie auch, wie der Schriftsteller gelegentlich unerwartet als Ich-Erzähler auftaucht, um die grausamen Geschehnisse um den Terror zu bezeugen. Nach der Lektüre dieses, wie sie findet ebenso gelehrten wie "emotional mitreißenden" Romans über einen Patriotismus, dessen Macht noch die intimsten menschlichen Beziehungen trifft, bleibt die Kritikerin erschüttert zurück. Nicht zuletzt lobt sie die Übersetzung von Willi Zurbrüggen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.01.2018

Ralph Hammerthaler sieht die ganze Welt in einem kleinen baskischen Dorf mit Fernando Aramburus, wie er findet, umwerfenden Roman. Die Saga zweier sich durch den Eta-Terror ineinander verstrickender Familien entwickelt der Autor laut Rezensent derart plastisch und facettenreich, dass die vielen Figuren dem Leser wie alte Bekannte erscheinen, deren Weg er mit Sorge begleitet. Wie Aramburu in nüchterner Sprache das Geschehen entfaltet, multiperspektivisch, spannend, ohne sich um Chronologie zu scheren, um alles schließlich auf verblüffende Weise zusammenzuführen, das hat Hammerthaler schwer beeindruckt. Ein paar stilistische Marotten, wie die sich seiner selbst versichernden Fragen des Erzählers, verzeiht er dem Autor da gerne.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.01.2018

Was ist los im Baskenland? Rezensent Paul Ingendaay empfiehlt Fernando Aramburus Roman zum besseren Verständnis. Auch wenn der Autor die private Ebene seiner Geschichte um zwei rivalisierende Familien, um blinde Loyalität und das sogenannte Identitäre nie verlässt, der Text scheint Ingendaay nur umso politischer. Großmütig, leidenschaftlich wendet sich der Roman gegen den Nationalismus, findet Ingendaay.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.01.2018

"Machtvoll" und "überwältigend" nennt Rezensentin Friederike Oertel diesen Roman des spanischen Schriftstellers Fernando Aramburu, der ihr anhand von verschiedenen Familienschicksalen von den Folgen des baskischen Terrors erzählt. Gebannt von Aramburus knapper und kristalliner Sprache wird die Kritikerin zunächst direkt in die Konflikte zweier Dorffamilien gezogen und staunt, wie geschickt der Autor nach und nach sämtliche Aspekte der baskischen Auseinandersetzungen - vom Narrativ des ausgebeuteten Volkes über den bewaffneten Kampf und die Folterpraxis bis hin zum Verschleiern der Opfer und der Teilung des Dorfes - im Privaten anlegt. Dicht und emotional nuancenreich entsteht so ein fein konstruiertes Netz politischer und sozialer Spannungen - und ganz neben bei der erste "große" baskische Roman über den Terrorismus, jubelt Oertel.