Alvaro Enrigue

Jetzt ergebe ich mich, und das ist alles

Roman
Cover: Jetzt ergebe ich mich, und das ist alles
Karl Blessing Verlag, München 2021
ISBN 9783896676597
Gebunden, 560 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Janos, Mexiko, 1835: Als Apachen eine junge Witwe entführen, bekommt Leutnant Zuloaga den Auftrag, nach ihr zu suchen. In seinem Gefolge reiten unter anderem eine scharfschießende Nonne, ein alter Tanzlehrer und zwei ehemalige Gefangene aus dem Stamm der Yaqui. Als sie die Frau schließlich finden, machen sie eine verblüffende Entdeckung. New York, 2017: Ein mexikanischer Schriftsteller hadert mit der amerikanischen Politik. Aus Angst, nach einem Besuch in seiner Heimat nicht mehr einreisen zu dürfen, verbringt er den Familienurlaub im Grenzgebiet zu Mexiko, wo sich einst Géronimo, der letzte Häuptling der Apachen, ergeben hat. Die Geschichte Géronimos wird zur Parabel für seine eigene, die Vergangenheit Amerikas zum Spiegel seiner Gegenwart.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.04.2022

Eingenommen von Álvaro Enrigues Roman erzählt der Rezensent Moritz Baumstieger die Handlung ausführlich nach. In zwei Strängen wird die Geschichte der Vernichtungskriege thematisiert, die die USA und Mexiko im 19. Jahrhundert gegen die Ureinwohner Nordamerikas führten, erklärt der Rezensent. Zum einen geht es um Gerónimo, den großen Strategen der Apachen,  der sich nach langen Kämpfen den feindlichen Armeen ergab und so das baldige Ende seines Volkes besiegelte; in der Jetzt-Zeit reist ein Ich-Erzähler mit seiner Familie auf den Spuren dieses Mannes. Die Schilderungen aus der Vergangenheit beschwören beim Rezensenten Bilder eines Quentin Tarantino Films herauf und wenn die Korrespondenzen zwischen den Präsidenten Ende des 19. Jahrhunderts nacherzählt werden, entstehe wahrhaftiger "Behörden-Slapstick". Dieser Ton ziehe sich auch in die Erzählung der heutigen Zeit durch, in der die Beschreibungen der nordamerikanischen Erinnerungskultur so "brutal wie komisch" geraten, lobt der Rezensent. Eine "rasante" Erzählung einer Zeit, die "bis heute nicht wirklich aufgearbeitet ist" bemerkt Moritz abschließend.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.11.2021

Für Rezensentin Adam Soboczynski ist Alvaro Enrigues Roman ein ganz großer. Die historischen Apachenkriege und den Spaghettiwestern bringt der Autor zusammen wie kein zweiter, versichert der Rezensent. Für den Leser ergibt das Spannung und surrealen Slapstick a la Tarantino und eine historische Lektion über 200 Jahre Kolonialismus und Nationalismus im amerikanischen Südwesten. Was teils wie ein etwas düsterer Italowestern wirkt, trägt laut Rezensent aber auch die Insignien eines Avantgarde-Romans: komplexe Erzählstruktur, leerlaufende Erzählstränge, historische, analytische Exkurse.
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