Amir Hassan Cheheltan

Teheran, Stadt ohne Himmel

Eine Chronologie von Albtraum und Tod
Cover: Teheran, Stadt ohne Himmel
C.H. Beck Verlag, München 2012
ISBN 9783406639432
Gebunden, 222 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Persischen übersetzt und mit einem Nachwort von Kurt Scharf. Kerâmat sieht gut aus, ist mutig und brutal. Mit zehn läuft er von zu Hause weg, geht nach Teheran und verkauft seinen Körper. Am Vorabend der Islamischen Revolution schließt er sich einer Gang an, die Bordelle betreibt und gegen unliebsame politische Versammlungen vorgeht. Aus dem Krieg zwischen Iran und Irak schlägt er Kapital, indem er einen Schwarzhandel mit Medikamenten und Lebensmitteln organisiert. Als Dank für die Zerschlagung oppositioneller Gruppen erhält Kerâmat nach der Revolution den Posten des Direktors in einem berüchtigten Gefängnis für politische Gefangene.
Mit Kerâmat macht Amir Hassan Cheheltan eine ambivalente Figur zum Helden seines neuen Buchs. In ihr kristallisieren sich die Widersprüche des heutigen Iran. Der Roman erscheint weltweit erstmals in ungekürzter Fassung - die Originalausgabe und die arabische Ausgabe konnten bislang nur zensiert erscheinen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2012

Verlegerfreundlich waren auch die ersten beiden Teile von Amir Hassan Cheheltans Roman-Trilogie über Teheran nicht, meint Hans-Peter Kunisch und fügt hinzu: der dritte macht da keine Ausnahme. Statt eines despotischen, krude moralisierenden Arztes liefere der Autor diesmal den Direktor eines Foltergefängnisses als Protagonisten. Anstrengungsloses Ein- und Wohlfühlen sieht anders aus, verspricht der Rezensent. "Teheran, Stadt ohne Himmel" erzähle die Geschichte des letzten Tages im Leben von Direktor Keramat. Die Figur sei ein radikaler Opportunist, berichtet Kunisch. Trotz einer Tätowierung vom Schah auf seinem Unterarm, helfe er ohne Zögern bei dessen Sturz, als es sich anbietet. Unheimlich ist dem Rezensenten, wie Cheheltan es schaffe, dass der Leser immer wieder an den Punkt komme, Keramat zu "verstehen" und über sich selbst erschrecken müsse. Einfühlen ohne Wohlfühlen scheint dem Rezensenten unangenehmer als komplette Distanz zu sein.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.10.2012

Mit seiner Teheran-Trilogie, die der vorliegende Band abschließt, zeichnet Amir Hassan Cheheltan ein trostloses Bild vom zivilisatorischen Stand seines Heimatlands Iran, notiert Ingo Arend. Anhand der Geschichte eines Mannes, der sich vom Obstverkäufer mit Zwischenstation im Rotlichtmilieu zum Gefängnisdirektor emporarbeitet, konturiert Cheheltan das Trauma des Putsches von 1953, das im Innern der iranischen Gesellschaft schlummere: Die "moralischen Maßstäbe stehen auf dem Kopf", bemerkt der von diesem im Zugriff auf die iranische Gesellschaft offenbar sehr schonungslosen Werk rundum beeindruckte Rezensent, der am Ende nicht umhin kann, gerade in der kunstvollen Schilderung der sozialen Verrohung dieses Landes dieselbe dialektisch aufgehoben zu sehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2012

Warum dieser dritte Teil von Amir Hassans Trilogie über seine Heimatstadt Teheran als einziger im Original erscheinen durfte, nicht von der Zensur blockiert, wenngleich stark gekürzt, darüber kann Rezensentin Swantje Karich nur Vermutungen anstellen. Möglicherweise ist der kindlich-brutale Held in seiner fanatischen Begeisterung für die Islamische Revolution der Grund dafür. Das nun erstmals vollständig publizierte Buch macht es Karich nicht immer leicht, lässt Hassan seine Figur doch in männlich-rauhen, mal vulgären, mal pathetischen Tönen sprechen, wütend über sein Schicksal, das Schicksal eines früh Gedemütigten, und erzählt nicht chronologisch und auch stilistisch uneinheitlich in Teilstücken, wie wir erfahren. Als Parabel auf die traumatisierten Kinder der Welt funktioniert es laut Karich aber ganz gut.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.09.2012

Mit dem abschließenden Band seiner Teheran-Trilogie legt Cheheltan das "düsterste, pessimistischste und launigste" Werk in der Reihe vor, meint Rezensentin Astrid Kaminski, die angesichts dieser gnadenlos realistischen "Sezierung" der iranischen Gesellschaft und des Teheraner Regimes "das Fürchten" kriegt. Dem Leser allerdings empfiehlt sie, nicht der deutschen Veröffentlichungschronologie zu folgen: So sei der vorliegende Band eigentlich der erste und die Lektüre in der intendierten Reihenfolge auch "stringenter". Angesichts einiger Verbindungen zwischen Band 1 und Band 3 kann sich die Rezensentin zudem gut vorstellen, dass der Autor das Buch eigens für die deutsche Ausgabe noch etwas überarbeitet hat.