Anke te Heesen, E. C. Spary (Hg.)

Sammeln als Wissen

Das Sammeln und seine wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung
Cover: Sammeln als Wissen
Wallstein Verlag, Göttingen 2001
ISBN 9783892444824
Broschiert, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Die Untersuchungen des vorliegenden Bandes knüpfen zwar an die bereits bestehende Sammlungsgeschichte an, doch widmen sich die Autorinnen und Autoren bisher eher selten gestellten Fragen, wie sie die neuere Wissenschaftsgeschichte formuliert: Was hat man mit den Objekten gemacht?, Welche Funktion hatten sie und wie wurden sie eingesetzt? Die gemeinsame These der Beiträge besteht darin, dass Sammeln einen bislang vernachlässigten Aspekt wissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung ausmacht und deshalb die Wissenschaftsgeschichte vom Vokabular und von den historiographischen Werkzeugen der Sammlungsgeschichte erheblich profitieren. Die sieben ausgewählten Studien umfassen das 18. und 19. Jahrhundert als Phase der Reorganisierung von Sammlungen und Wissenschaften.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.05.2002

Die totgeglaubte Institution des Archivs erlebt eine wundersame Auferstehung im intellektuellen Diskurs. Gründe dafür sieht Ulrich Raulff in der zeitgeschichtlichen Bedeutung des Archivfunds und, medienhistorisch, in der Horizontalisierung und Demokratisierung der hierarchisierten Wissensordnung durch PC und Internet. Diese lässt aber das Wissen unstrukturiert und beschleunigt de facto sein Verschwinden. Darüber wird jetzt nachgedacht, so Raulff, und das auf den Spuren von Foucault und Derrida, die das Archiv als "Ort der Wahrheit und der Fiktion, des bürokratischen Fantasmas wie der poetischen Inspiration" heraufbeschwören. In der Reihe von Publikationen zum Thema "Archiv", die Raulff betrachtet, macht er jedoch nur zwei Diskursarten aus: Präzision und Prätention. Raulff hebt im Band "Sammeln als Wissen" zwei Aufsätze hervor. Angela Matysseks Beitrag zur Geschichte der pathologischen Virchow-Sammlung und zu ihrem strategischen Platz in Virchows Wissenschafts- und Volksbildungspolitik nennt er ein "Glanzstück". Und Nicholas Jardine zeigt eine neue Entwicklung auf, nämlich dass Ideen- und Wissenschaftsgeschichte in der Sammlung das lang gesuchte Bindeglied zur Kulturgeschichte sehen. Die Wissenschaftsgeschichte sitzt nicht mehr dem Märchen der Indifferenz und Objektivität der Forschung auf, sondern beschäftigt sich nunmehr mit der "Rolle der Leidenschaft in den Wissenschaften" (so Jardine), wozu die Geschichte einer "wissenshistorisch bedeutenden Sammlung" ein nahezu perfektes Forschungsobjekt bietet. "Auch wenn der Band (...) seinen hohen Ansprüchen nicht in allen Stücken gerecht wird, kann er doch das Bild eines fruchtbaren Neuansatzes überzeugend vermitteln", so Raulff.
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