Adolf Butenandt und die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft

Wissenschaft, Industrie und Politik im 'Dritten Reich'.
Cover: Adolf Butenandt und die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
Wallstein Verlag, Göttingen 2004
ISBN 9783892447528
Gebunden, 450 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Wolfgang Schieder und Achim Trunk. Der Nobelpreisträger, Präsident und Ehrenpräsident der Max-Planck-Gesellschaft Adolf Butenandt (1903-1995) gehörte zu den herausragenden Persönlichkeiten der deutschen Naturwissenschaft im 20. Jahrhundert. Neuerdings ist gegen ihn der Vorwurf erhoben worden, im 'Dritten Reich' als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biochemie in Berlin an ethisch fragwürdigen Forschungen beteiligt gewesen zu sein. Ausgehend von dieser Kritik werden in diesem Band die wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Aktivitäten Butenandts, seine Rolle in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft sowie sein Verhältnis zur Industrie und zur Politik in der Zeit des Nationalsozialismus untersucht. Erörtert werden auch sein wissenschaftlicher Neubeginn und seine wissenschaftspolitischen Aktivitäten nach 1945 im Übergang von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Max-Planck-Gesellschaft.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.07.2004

Als "grundlegend" für die noch zu schreibende Kollektivbiografie bedeutender Naturwissenschaftler im Dritten Reich würdigt Frank-Rutger Hausmann diesen Band über die Karriere des Chemikers Adolf Butenandt in der NS-Zeit. Zwar gelte Butenandt auch fast zehn Jahre nach seinem Tod im Jahr 1995 immer noch als Ikone der deutschen Naturwissenschaft, wie Hausmann zu berichten weiß. Aber mittlerweile seien Zweifel an der Integrität des Chemikers während der NS-Zeit aufgekommen. Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) habe deshalb eine Arbeitsgruppe eingesetzt, so Hausmann, die sich mit der Aufhellung der gegen Butenandt erhobenen Vorwürfe befasst habe. Die Ergebnisse sind nun im vorliegenden Band nachzulesen. Hausmann hebt hervor, dass die einzelnen Beiträge, die die wissenschaftlichen Arbeiten Butenandts im Umfeld von Labor, Klinik und Fabrik nachzeichnen, auch für den Laien "gut verständlich" sind. Die Autoren kommen seiner Darstellung nach zu dem Schluss, dass Butenandt zwar kein Akteur einer verbrecherischen Wissenschaft gewesen sei, aber als Mitläufer und Mitwisser eingestuft werden könne. Das Urteil des Kölner Genetikers Benno Müller-Hill, Butenandt habe seine selektive Wahrnehmung zu weit getrieben, finde erneut Bestätigung. Insgesamt lobt Hausmann den Band als "vorzüglich lektoriert". Er leiste die Erinnerungsarbeit, die Butenandt nach Kriegsende verweigert habe.
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