Anne Chaplet

Nichts als die Wahrheit

Roman
Cover: Nichts als die Wahrheit
Antje Kunstmann Verlag, München 2000
ISBN 9783888972454
Gebunden, 320 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Ein toter Politiker. Ein verschwundener Journalist und eine Frau, in deren Leben diese Männer plötzlich eine besondere Rolle spielen: Genaue Menschenkenntnis und Spannung zeichnen auch diesen Roman von Anne Chaplet aus. Sie erzählt von einer abenteuerlichen Schatzsuche in den Bunkern und Gewölben unter Berlin, von skrupelloser Manipulation, von Ehrgeiz und Gier, von Machtwillen und Pragmatismus und entwickelt subtil das Bild einer Gesellschaft, in der die Schatten der Vergangenheit nicht weichen wollen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.02.2001

Sacha Verna bespricht gleich zwei Kriminalromane über nationalsozialistische Vergangenheitsbewältigung. Krimis haben es schwer, als Literatur ernst genommen zu werden. Die Rezensentin findet beide "solide mittelmäßig". Sie retten zwar das Genre und sind bis zur letzten Seite lesenswert, aber beide enthalten ein bisschen zu viel Populärpsychologie, lautet das Fazit der Rezensentin.
1) Anne Chaplet: "Nichts als die Wahrheit"
Anne Chaplet, der Verna durchaus die Fähigkeit unterstellt, ihr Handwerk bestens zu beherrschen (was sie bereits in ihren zuvor erschienenen Krimis "Caruso singt nicht mehr" und "Wasser zu Wein" beweisen habe) hat in "Nichts als die Wahrheit" deutlich übertrieben, meint Verna. Zu viele Geschichten würden hier erzählt, zu viele Protagonisten steuerten zu viele Perspektiven bei. Das sorge für Verwirrung. Und - das hält Verna für ein Kapitalverbrechen - wichtige Indizien zur Aufklärung des Verbrechens werden von der Autorin unterschlagen. Ein wenig überdeutlich werde hier vor allem eine Botschaft vermittelt: Vergangenheit lässt sich nicht mit Neuem verdrängen. Auch wenn Berlin baut und baut, die Nazi-Vergangenheit kommt überall wieder zum Vorschein.
2) Susanne Mischke: "Wer nicht hören will, muss fühlen"
Auch bei Susanne Mischke wird gegraben. Nicht nationalsozialistische Bauelemente werden hier zu Tage gefördert, sondern Menschenknochen, berichtet Verna. Rein technisch sei die Mischung aus Ehebruch-, Inzest- und Detektivgeschichte gelungen. Doch mangelt es hier an Atmosphäre, urteilt die Rezensentin. Mischkes Figuren hätten mehr Funktion als Charakter. Ein Rendezvous im Gewächshaus verströmt die gleiche Stimmung wie ein Nachmittagstee im Altersheim, erzählt Verna. Und auch die deutsche Vergangenheit sei hier mehr Requisit als imposante Kulisse.
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