Anslavs Eglitis

Schwäbisches Capriccio

Roman
Cover: Schwäbisches Capriccio
Guggolz Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783945370476
Gebunden, 318 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Lettischen von Berthold Forssman. Der ausgebombte lettische Flüchtling Pēteris Drusts strandet von Berlin aus in dem kleinen Städtchen Pfifferlingen auf der Schwäbischen Alb, einer vermeintlichen Durchgangsstation auf dem Weg in die Schweiz. Der Zweite Weltkrieg wütet noch, doch die Pfifferlinger gehen fernab von den Gefechten an der Front und den Bombardierungen der Metropolen ungerührt ihren Alltagsgeschäften nach. In dieser hinterwäldlerischen Provinz eckt der Rigaer Pēteris Drusts mit seinen großstädtischen Manieren an: Einerseits ist er auf die Güte der einheimischen Bevölkerung angewiesen, etwa für ein Dach über dem Kopf und ein warmes Essen - andererseits sind ihm die Pfifferlinger intellektuell und kulturell meilenweit unterlegen. Doch er darf ihre Bauernschläue nicht unterschätzen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.09.2024

Judith Leister scheint die Geschichte um den aus Lettland geflüchteten Großstädters Peteris Drusts gerne gelesen zu haben, der durchaus als Alter-Ego des Autors zu interpretieren ist. Vor den Sowjets flieht Drusts in das winzige Schwäbisches Dorf Pfifferlingen, dessen Einwohner nicht gerade sympathisch rüberkommen, so Leister. In Anslavs Eglitis "burlesk-bitterere" und erstmals 1951 erschienener Erzählung, treten die Schwaben als Geizkragen, Misanthropen und verkappte Faschisten auf - die Drusts immerhin gelegentlich mit seiner Sprachgewandheit austricksen kann, so Leister.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.09.2024

Rezensent Helmut Böttiger ist sich nicht sicher, ob man auf der schwäbischen Alb glücklich sein wird über das ursprünglich 1951 erschienene und nun neu aufgelegte Buch des lettischen Schriftstellers Anšlavs Eglīti, das der Gegend und seinen Bewohnern gewidmet ist. Eglīti erzählt, autobiografisch beeinflusst, von Pēteris Drusts, einem Letten, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Nest namens Pfifferlingen aufschlägt und dessen Erlebnisse gleichzeitig etwas Schelmenromanhaftes haben und doch auch vom Nationalsozialismus erzählen. Die Schwaben werden als Hinterwäldler beschrieben, legt Böttiger dar, die einen Putzfimmel haben, ihre Häuser nicht ausreichend heizen, auch sonst fürchterlich geizig sind und außerdem einem fürchterlichen Getränk namens Most zusprechen. Manche Episoden dieses durchaus abgründigen Buchs schlagen in Richtung Slapstick aus, so Böttiger, auch die Versuche des Autors, eine Heimat zu finden, klingen stellenweise durch. Als irritierend beschreibt der faszinierte Rezensent die Lektüre des Buches, das bei allem Spott über die Schwaben doch klarstellt, dass die wirklich schlimmen Deutschen die Preußen sind.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 03.09.2024

Rezensent Helmut Böttiger entdeckt mit diesem Buch von Anslavs Eglitis aus dem Jahr 1951 eine höchst eigenwillige Lektüre. Wie ein aus seiner Heimat vertriebener Lette das Schwaben der Kriegs- und Nachkriegszeit sieht, macht der Autor in Episoden erlebbar, die für Böttiger zwar nur schwer einzuordnen, aber vergnüglich und aufschlussreich sind. Nach Art des Schelmenromans, dann wieder wie in einer Burleske und schließlich romantisch und humorvoll wie bei Spitzweg und Eichendorff lässt Eglitis seinen Helden und mit ihm den Leser staunen über schwäbische Gepflogenheiten und schwäbischen Geiz, freut sich Böttiger.