Tarjei Vesaas

Der Keim

Roman
Cover: Der Keim
Guggolz Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783945370391
Gebunden, 240 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Mit einem Nachwort von Michael Kumpfmüller. Tarjei Vesaas beschreibt in "Der Keim" eine Gruppe von Inselbewohnern, die eine verschworene Gemeinschaft bilden. Ein Neuankömmling auf der Insel bricht in dieses fest gefügte familiäre Miteinander ein und wirft einen dunklen Schatten auf den sonnigen Sommertag. Sein triebhafter Wahnsinn lässt ihn zum Mörder werden - der Mord führt unvermeidlich zu einem zweiten, und die ganze Insel lädt Schuld auf sich. Vesaas schrieb "Der Keim" 1940, einige Jahre vor seinen berühmten Romanen, und leitete nach einem naturalistischen Frühwerk damit die Phase symbolstarker, poetisch verknappter Prosa mit enormer psychologischer Intensität ein. Im Hintergrund klingt noch der traditionelle skandinavische Kollektivroman der Zwischenkriegszeit an. Besonderen Reiz gewinnt das Buch durch sein Entstehungsjahr: 1940 befindet sich Norwegen unter nazideutscher Okkupation, der düstere Eindringling und die Reaktion der Gemeinschaft stehen unter politischen Vorzeichen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.07.2023

Rezensent Peter Urban-Halle nennt Tarjei Vesaas Text von 1940 in neuer Übersetzung einen unvollkommenen, aber vollendeten Roman. Die symbolistische Prägung der Prosa und die angedeuteten Figuren und abrupten Stimmungswechsel in der Geschichte um einen geheimnisvollen Fremden, der auf einer norwegischen Insel für Unruhe sorgt, findet er reizvoll. Die Themen Moral, Verantwortung, Scham, Schuld und Reue umkreist der Text laut Rezensent in dichter Sprache und vor stilisiertem Setting - magnetisch und meisterlich.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.03.2023

Zu großer Dankbarkeit ist Kritiker Rainer Moritz dem Guggolz-Verlag verpflichtet, der ihm dieses Schätzchen wieder zugänglich gemacht hat: In großartiger Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel kann er mit Tarjei Vesaas eine norwegische Insel besuchen, auf der das idyllische Dorfleben durch zwei Morde in brutale Düsternis umschlägt. Moritz registriert bei der Lektüre immer wieder der Suche des Autors nach dem Kipppunkt, der für den Umschlag der Atmosphäre sorgt, und bewundert dabei den stimmungsvoll dunklen Stil, der ihn in einen Lese-Bann zieht. Den etwas konstruierten Gegenwartsbezug im Nachwort hätte es für ihn nicht gebraucht, um den Roman auch nach über 80 Jahren noch aktuell und wichtig zu finden.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 22.03.2023

Dass der Guggolz-Verlag diesen über achtzig Jahre alten norwegischen Roman mit der kongenialen Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel nun auch auf Deutsch wieder zugänglich macht, ist für Bettina Baltschev ein großer Grund zur Freude. Die Geschichte folgt dem einsamen, traumatisierten Andreas Vest auf eine Insel, die zwischen gemütlicher Einöde und schaurigem Mordschauplatz schwankt, so die Kritikerin, die dem "dunklen Strom durch Untiefen und Klüfte" der Sprache und der menschlichen Seele nur allzu gerne folgt. Trotz der verhandelten Themen wie Schuld, Tod und Reue ein hoffnungstiftendes Buch, schließt Baltschev.
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