Arkadi Babtschenko

Ein guter Ort zum Sterben

Cover: Ein guter Ort zum Sterben
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2009
ISBN 9783871346415
Gebunden, 124 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Olaf Kühl. Januar 2000. Russische Truppen belagern einen kleinen Ort nahe der tschetschenischen Hauptstadt Grosny, in dem sich Rebellen verschanzt haben. Die Soldaten, starr vor Kälte, hungrig, durstig, müde, liegen tagelang in ihren Stellungen und warten. Sie wissen nicht, wofür sie kämpfen. Die brutale Ignoranz der eigenen Kommandeure, die ständige Todesangst und die zermürbende Langeweile setzen sämtliche Kategorien des zivilen Lebens außer Kraft. Als plötzlich Heckenschützen das Feuer eröffnen, verlieren einige Soldaten die Nerven.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.06.2009

Für Andrian Kreye zählt Arkadi Babtschenko zu den wenigen Autoren, die eine Ahnung von der Realität des Krieges zu vermitteln verstehen. Der 1977 geborene russische Autor verarbeitet auch in seinem zweiten Buch eigene Kriegserlebnisse aus dem Tschetschenienkrieg, wenn er den Studenten Artjom als Funker nach Tschetschenien schickt, wo er sich mit der Infanterie mühsam und unter erbärmlichen Bedingungen der Front nähert, erklärt der Rezensent. Kreye preist die "literarische Wucht", mit der Babtschenko schreibe, obwohl er kein Schriftsteller sei, sondern Journalist der Nowaja Gaseta - von der wegen ihrer unabhängigen Berichterstattung bereits vier Mitarbeiter ermordet wurden, wie Kreye erinnert. Gerade im Vergleich mit dem Autor amerikanischer Kriegsromane, Matthew Eck, mit dem Babtschenko auf dem diesjährigen Kölner Literaturfestival zu einer Lesung zusammentraf, haben dem Rezensenten die Schrecken und die Verzweiflung des Krieges eindrücklich vermittelt, wie er deutlich macht. Dass der Autor in Olaf Kühl einen "kongenialen" Übersetzer gefunden hat, lobt Kreye besonders.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.03.2009

Auch in seinem zweiten Buch "Ein guter Ort zum Sterben" versucht Arkadi Babtschenko gegen das Totschweigen und das Trauma vom Tschetschenienkrieg anzuschreiben, auch dieses Mal mit Erfolg, findet Rezensentin Stefanie Flamm, die den Autor zu einem Gespräch getroffen hat. Hatte der russische Kriegsveteran in seinem ersten Buch seine Erfahrungen als Soldat noch unmittelbarer und anschaulicher vermittelt, so verarbeitet er in seinem zweiten vor allem die Traumatisierung und Schuldgefühle am Ende des Krieges, konstatiert die Rezensentin: Wie geht man damit um, ein unschuldiges Mädchen auf dem Gewissen zu haben? Bisweilen seien seine Aussagen aber zu vorhersehbar, räumt sie ein: "Krieg ist ein mieses Geschäft, der Soldat eine angstgesteuerte Kampfmaschine, blind für die Moral." Tschetschenien und der Krieg sind in Babtschenkos Heimatland ein Tabu, so hat er als Schriftsteller nur im Ausland Erfolg. Und doch fürchtet er sich vor dem Augenblick, wenn seine Tochter beginnt zu lesen: "Es wäre schön, wenn ich den Krieg bis dahin aus mir herausgeschrieben hätte", zitiert Flamm den Autor nach ihrer Begegnung.