Arno Schmidt

Die Umsiedler

Kurzroman
Cover: Die Umsiedler
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783518413579
Broschiert, 60 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

Eine verregnete Dezembernacht des Jahres 1950: Ein Mann verlädt sein spärliches Hab und Gut auf einen Güterzug. Wie viele andere erhofft er sich mit der Übersiedelung aus dem Niedersächsischen nach Rheinhessen einen neuen Anfang. Kurz vor Abfahrt am frühen Morgen lernt der Umsiedler eine resolute junge Frau kennen, die im Krieg ihren Mann verloren und selbst einen Fuß eingebüßt hat. Auf der mehrtägigen Bahnfahrt nach Süden kommen sich der bücherversessene Erzähler und seine neue Bekannte näher. Zwischen 1944 und 1950 waren mehr als 12 Millionen Deutsche infolge von Krieg und Vertreibung auf der Flucht. Sie suchten in dem verwüsteten Land eine neue Heimat. Kein Schriftsteller hat das Elend der erzwungenen Auswanderung mit solcher Eindringlichkeit geschildert wie Arno Schmidt in seinem 1953 erschienenen Kurzroman "Die Umsiedler".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.10.2002

"Die Umsiedler" ist ein früher Roman von Arno Schmidt, von dem uns Reinhard Jirgl erzählt, dass er 1953 ursprünglich erschienen ist. Dann holt er weit aus, um uns Arno Schmidt zu erklären, der selbst ein "Umsiedler" war und aus Schlesien über Niedersachsen nach Rheinhessen kam. Jirgl stellt uns den Großmeister vor als "Kleinbürger", der über das schrieb, was er "am besten kannte", das Milieu, das er früh zu "verachten" lernte. Aber, so Jirgl, Schmidt schrieb mit "plebejischem Ernst" und wurde zum "Meister eines neuen Realismus", dessen "vollkommen neuartige Prosaformen" zu Anfang "als manieriert und pessimistisch verkannt" werden mussten, weil keiner es so genau wissen wollte. Es geht in diesem "Kurzroman" um "die Tage und Wochen auf dem Treck", auf dem der namenlose Held, Bücherliebhaber und Übersetzer, eine "resolute Frau" trifft, die sich mit ihm verbündet. So geht es, schreibt Jirgl, "einerseits" um das "kleinbürgerliche Leben: Monogamie und ein eigenes Heim unterm Regiment des Hauslöwen", andererseits aber auch um "die geistige Kraft" der beiden, um die "vereinte Renitenz gegen das falsche Leben". Das "Geheimnis" dieses Textes liegt für Jirgl "im Entstehen einer zweiten, unmittelbar bei der Lektüre im Kopf des Lesers sich entfaltenden Gegenwart". Aus den "strikten Ich-Perspektive des Erzählers" kann der Leser zu einem "Gesamteindruck einer konkreten sozialen Wirklichkeit" gelangen. Im "Sprachschöpferischen" fand Arno Schmidt, so Jirgl, über das "Kleinbürgerliche" hinaus und zu seiner "Autonomie".