Asal Dardan

Betrachtungen einer Barbarin

Cover: Betrachtungen einer Barbarin
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2021
ISBN 9783455010992
Gebunden, 192 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Als Kind iranischer Eltern ist Asal Dardan in Deutschland aufgewachsen, die Erfahrung des Exils hat sie geprägt. In einer erhellenden Auseinandersetzung mit der deutschen Gesellschaft begibt sie sich auf die Suche nach einer gemeinsamen Sprache, nach der Überbrückung des ewigen Gegensatzes von "Wir" und den "Anderen". Da ist das geflüchtete Kind, das Trost in Spitzwegs heimeligen Bildern findet, die auch Hitler so gut gefielen. Da sind die bürokratischen Rentenbescheide der sardischen Nachbarin, deren Inhalte niemand entschlüsseln kann. Da werden die Goldfische vom persischen Neujahrsfest in die Freiheit entlassen und eigene, neue Traditionen gewählt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.06.2021

Rezensent Kai Spanke scheint fasziniert von der Art und Weise, wie Asal Dardan in ihrem Buch das Thema Fremdheit behandelt und dabei das deutsche "Debattengelände sondiert": Zwischen Essay, Fiktion und Sachbuch bewege sich die 43-jährige Kulturwissenschaftlerin, deren Eltern aus dem Iran stammen, umkreise ihre Themen von mehreren Seiten und "schnappe zu", wenn sie das Gefühl habe, etwas erfasst zu haben, analysiert Spanke Dardans Schreibweise. Das ausgeprägte "Exilgefühl", das die Autorin als zentrale Erfahrung sowohl in Deutschland als auch im Iran immer wieder beschreibe, scheint dem Rezensenten der Kern ihrer Ausführungen zu sein; vor diesem Hintergrund versteht er auch die Anlehnung des Buchtitels an J. M. Coetzees "Warten auf die Barbaren". Wenn Dardan nicht über persönliche Erfahrungen, sondern allgemein über das Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart schreibe, wird es "finster", so Spanke: Daran, dass wir aus der Geschichte gelernt haben, glaube die Autorin nicht mehr.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 09.04.2021

Rezensentin Marlen Hobrack entdeckt mit Asal Dardans Migrationsgeschichte, wie der Verlust von Heimat ins Positive gewendet werden kann. Dass Dardan, die als Kind aus dem Iran nach Deutschland kam, Kosmopolitin wird, gibt der Geschichte vom Aufwachsen in der Fremde und Identitätssuche für Hobrack eine optimistische Note, auch wenn der melancholische Ton des Textes mitunter von Wut überlagert wird, wenn die Autorin über strukturellen Rassismus schreibt. Eine Frage, die sich Hobrack beim Lesen stellt: Ist die geschilderte Migrationserfahrung nur ein "Kristallisationspunkt" einer grundsätzlicheren Entfremdungserfahrung vieler Schreibender?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.03.2021

Was Fremdsein in einem anderen Land bedeutet, vermittelt die aus dem Iran stammende Asal Dardan der Rezensentin Sonja Zekri essayistisch, sachlich über die Stationen ihrer Biografie in den USA, Schweden und in verschiedenen deutschen Städten. Zekri erfährt, wie die individuelle Identität der Autorin immer wieder von äußeren Zuschreibungen verschluckt wird, wie dadurch der Wunsch nach Identität wächst, zugleich aber das Aushalten von Widersprüchen und Identitäten-Vielfalt zur notwendigen Pflicht wird.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.02.2021

Rezensent Nico Bleutge empfiehlt Asal Dardans Essays als aufklärerische Lektüre in Sachen Rassismus, Identität, Fremdzuschreibung und Ausgrenzung. Wie die aus dem Iran stammende Autorin Momente ihrer eigenen Geschichte und Exilerfahrung assoziativ mit Gedanken über Lektüre (Arendt, Said) und Gesellschaftsphänomene verquickt, hält Bleutge für anregend und ertragreich, vor allem dann, wenn sich die Elemente der Texte organisch verbinden und zu Fragestellungen führen. Weniger angenehm findet er den von der Autorin immer wieder angeschlagenen moralisierenden Ton.