Attila Jozsef

Ein wilder Apfelbaum will ich werden. Szeretnem, ha vadalmafa lennek

Gedichte 1916-1937. Deutsch - ungarisch
Cover: Ein wilder Apfelbaum will ich werden. Szeretnem, ha vadalmafa lennek
Ammann Verlag, Zürich 2005
ISBN 9783250104889
Gebunden, 503 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen übersetzt, ausgewählt und herausgegeben von Daniel Muth. Mit einem Vorwort von Ferenc Fejtö und einem Nachwort von György Dalos. Attila Jozsef ist einer der bedeutendsten Dichter der europäischen Moderne, zusammen mit Mandelstam, Pessoa, Machado, Kavafis, Rilke, Eliot u.a. Er ist die Dichterpersönlichkeit, die in der modernen Geschichte Ungarns zur eigentlichen Identitätsfigur geworden ist. Sein Leben währte nur eine kurze Zeit, ganze 32 Jahre, ein Frühvollendeter, der ein Werk von weltliterarischem Rang hinterlassen hat. Erstmals wird mit unserer umfangreichen zweisprachigen Ausgabe, die einen Querschnitt durch das gesamte Schaffen des Dichters vermittelt, der Vesuch unternommen, das dichterische Werk direkt aus dem ungarischen Original zu übersetzen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.04.2005

Eine "verlegerische Großtat" bejubelt Michael Braun in seiner Rezension. Der Ammann Verlag hat eine erste "umfassende" und "wunderbar bibliophile" Auswahl der Gedichte des ungarischen Lyrikers Attila Jozsef herausgebracht. Hans Magnus Enzensberger und Stephan Hermlin hatten zwar auch schon versucht, den Dichter hier bekannt zu machen. Aber leider hat die deutsche Kritik das verschlafen, so Braun. Dabei ist mit Jozsef offenbar ein ganz Großer zu entdecken, wenn wir dem Rezensenten glauben dürfen. Ein Unglücksvogel war er, aufgewachsen in bitterster Armut, zu brutalen Bauern in Pflege gegeben, gleich für eins seiner ersten Gedichte mit einem Prozess wegen Gotteslästerung überzogen, dann von der Geliebten verlassen und schließlich der Selbstmord mit 32 Jahren. Die Ungarn, so Braun, lieben ihn allerdings nicht wegen seiner tragischen Lebensgeschichte, sondern weil er "hinreißende" Liebesgedichte geschrieben hat. Hermlin, lesen wir weiter, schätzte vor allem den "wortmächtigen Plebejer" und überzeugten Marxisten. Unserem Rezensenten imponiert vor allem die Außenseiterrolle Jozsefs, der sich später auch mit der KP querlegte. Es gibt also offenbar einiges zu entdecken in dieser Ausgabe. Nur die Übersetzung findet Braun manchmal recht spröde.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.04.2005

Eine Ausgabe von Gedichten des ungarischen Lyrikers Attila Jozsef, der 1937 mit erst 32 Jahren starb, war nach Karl-Markus Gauß längst überfällig. Umso bitterer ist für ihn die Enttäuschung, die dieser zweisprachige, mit Nachwort und Fotografien zum hundertsten Geburtstag Jozsefs aufwendig edierte Band darstellt. Denn obwohl der hierzulande kaum wahrgenommene Dichter unbestritten zur "Weltliteratur" gehört, fällt es schwer, den Übersetzungen von Daniel Muth die Größe der Gedichte anzusehen, beschwert sich Gauß. In der Vergangenheit wurden die Gedichte Jozsefs von Schriftstellern wie Stefan Hermlin, Ernst Jandl oder Peter Hacks übersetzt, die allerdings, weil sie des Ungarischen nicht mächtig waren, auf "Interlinearversionen" angewiesen waren, wodurch die Nähe zum Original zu wünschen übrig ließ, erklärt der Rezensent. Daniel Muth könne zwar unbestritten "viel besser Ungarisch" als seine Vorgänger, mit seinem Deutsch dagegen hapere es, so Gauß streng. Er glaubt, dass so manchem übersetzten Gedicht gar nicht anzusehen ist, dass es sich um "große" Dichtung handeln soll und ärgert sich über Künstelei, "ungelenke" Syntax" und Übersetzungsfehler. Was für eine "verpasste Chance", klagt der Rezensent, der findet, dass diese Ausgabe dem Ausnahmetalent, das unter anderem die "schönsten Liebesgedichte" der ungarischen Lyrik geschrieben hat, "keineswegs gerecht" wird.