Marion Kaplan (Hg.)

Geschichte des jüdischen Alltags in Deutschland

Vom 17. Jahrhundert bis 1945
Cover: Geschichte des jüdischen Alltags in Deutschland
C.H. Beck Verlag, München 2003
ISBN 9783406502057
Gebunden, 638 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Dieses Buch eröffnet aus der Perspektive einer "Geschichte von unten" einen Einblick in Lebenswelt und Alltag der Juden vom 17. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Von zentraler Bedeutung sind dabei die komplexen sozialen Beziehungen der Juden untereinander als auch mit ihrer nichtjüdischen Umwelt. Erstmals stehen in dieser wegweisenden Darstellung individuelle Erfahrungen, Hoffnungen und Ängste der "kleinen Leute" im Mittelpunkt des Interesses. Vom 17. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts erfuhren Juden im deutschsprachigen Raum soziale Ausgrenzung und Integration ebenso wie organisierte Verfolgung. Die Autorinnen und Autoren dieses umfassend angelegten Buches zeichnen diesen vielschichtigen Prozess nach und beschreiben anschaulich die Alltagsbedingungen und individuellen Wahrnehmungen der jüdischen Minderheit.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.09.2003

Absolut begeistert ist Rezensentin Elke Schubert von dieser Studie über die "Geschichte des jüdischen Alltags in Deutschland", herausgegeben von Marion Kaplan. "Bahnbrechend" sei sie und werde mit "manchen Stereotypen" aufräumen, die über das jüdische Leben in Deutschland kursieren. Zentral seien in den Ausführungen die "individuellen Erfahrungen" von in Deutschland lebender Juden aus der Zeit des 17. Jahrhunderts bis 1945. Die Abhandlung schaffe es, sowohl ein differenzierteres Bild von der jüdischen Gesellschaft in Deutschland zu zeichnen als auch einzelne Personen zu porträtieren, wie diese mit dem "Wechselbad von Ausgrenzung und Akzeptanz" umgingen, schwärmt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.07.2003

Stefanie Schüler-Springorum stellt diesen Band als "alltagsgeschichtliche Ergänzung" zu einer großen, vom Leo-Beck-Institut herausgegebenen Gesamtdarstellung des jüdisch-deutschen Lebens dar - auch dieser Band, so merkt die Rezensentin an, wurde vom Baeck-Institut in Auftrag gegeben. Insgesamt schreibt die Rezensentin eine überaus positive Rezension des Bandes. Besonders lobt sie die "Kühnheit" Trude Maurers, die die Jahre vor und nach 1933 in einem einzigen Kapitel darstellt und so wohl eine Kontinuität der Entwicklung unterstellt - allerdings merkt die Rezensentin an, dass durch diese Konstruktion das Gewicht der Weimarer Republik zu klein erscheint. Sehr schön findet die Rezensentin auch die Aufmerksamkeit des Bandes für geschlechtsspezifische Besonderheiten des jüdischen Alltagslebens - eine Pioniertat, die sich der in diesen Dingen bewanderten amerikanischen Herausgeberin Marion Kaplan verdankt, wie die Rezensentin anmerkt. Als einzigen Nachteil bedauert sie, dass dem Band eine gewisse Beliebigkeit eigene. Normalerweise begnügten sich alltagsgeschichtliche Studien mit Mikroanalysen, das heißt sie beschränken sich auf Einzelbiografien oder ein Dorf, einen Betrieb. Hier ist der Rahmen doch sehr viel weiter gefasst. Aber die Rezensentin hält es hier mit der Herausgeberin, die diesen Band als "ein Vorwort und einen Anstoß" verstanden wissen will - hier gibt es noch viel zu forschen!

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.05.2003

Von Friedrich Niewöhner erfahren wir, dass dieses Sammelwerk von Marion Kaplan bewusst der Tendenz entgegentreten will, die Geschichte der Juden und Deutschen, wie Niewöhner aus dem Buch zitiert, "vom Holocaust her rückwirkend zu deuten". Und das Buch zeige dann auch tatsächlich, bestätigt der Rezensent, sehr deutlich, dass Vorurteil und Vernichtung "nicht die einzigen Aspekte der jüdisch-deutschen Geschichte sind." Vielmehr werde deutlich, dass der jüdische Alltag "dem deutschen Alltag sehr ähnlich war". Das Buch, das in vier Epochen - 1618-1780, 1780-1871,1871-1918, 1918-1945 - gegliedert und von vier verschiedenen Autoren verfasst wurde, sei "voll mit unendlich vielen Informationen", schreibt Niewöhner. Da diese "aber nicht systematisch mit dem christlichen Alltag" in Deutschland verglichen und konfrontiert würden, bemängelt der Rezensent, sagten sie "oft wenig aus".
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