Bartholomäus Grill

Ach, Afrika

Berichte aus dem Inneren eines Kontinents
Cover: Ach, Afrika
Siedler Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783886807543
Gebunden, 384 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Bartholomäus Grill zeigt die tiefgreifenden Folgen des Sklavenhandels und der Kolonialherrschaft, widerlegt aber zugleich die postkolonialen Verschwörungstheorien, die alle Schuld an der Misere bei der Ersten Welt suchen. Die Hauptverantwortung liege bei den Afrikanern selbst, bei despotischen Präsidenten und plündernden Eliten. Die Modernisierung Afrikas, so Grills provozierende Kernthese, musste scheitern, weil die Afrikaner sich ihr verweigert haben. Das alte Afrika ist gestorben, das neue noch nicht geboren. Grill beschreibt einen zwischen Tradition und Moderne zerrissenen Kontinent.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.03.2004

Ein "Bilderbuch für Erwachsene", "ohne Bilder", dafür "sprachlich kunterbunt", urteilt Rezensent Dominic Johnson über diesen Bericht von Bartholomäus Grill über seine Erfahrungen als Afrikakorrespondent. Zwar warne Grill zunächst davor, Afrika als Projektionsfläche zu benützen, aber nur, um sich dann zum europäischen Blick auf Afrika zu bekennen, ärgert sich Johnson, der in Grills Buch vor allem einen Wiederaufguss alter Afrikaklischees sieht. Er hält dem Autor vor, Formulierungen mit leicht rassistischem Unterton zu gebrauchen, bei denen oft unklar bleibe, ob sie ernst gemeint seien oder nicht. "Verräterisch" findet Johnson Grills Umgang mit Nichtwissen. So bringe Grill manches selbst durcheinander, etwa wenn er bei der Beschreibung der internationalen Passivität während des Kongokrieges ein Massaker in die Stadt Bunia unter die Augen von UN-Soldaten verlege, obwohl es in Wirklichkeit in einem Dorf außerhalb des UN-Einsatzgebiets stattgefunden habe. Johnson wirft Grill zudem vor, Thesen mit "exotischen Momentaufnahmen" zu illustrieren. Den Gipfel dieses "leichtfertigen Umgangs mit der Wirklichkeit" stellt für Johnson Grills Behauptung dar, dass Afrikaner - zu ihrem Glück - kein historisches Gedächtnis hätten. "Man kann", schließt der in keiner Weise überzeugte Rezensent, "nach der Lektüre dieses Buches Bartholomäus Grill verstehen. Afrika nicht."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.02.2004

Einen zwiespältigen Eindruck hat das Afrika-Buch des "Zeit"-Korrespondenten Bartholomäus Grill bei dem "ach." zeichnenden Rezensenten hinterlassen. Beeindruckend findet er die Fülle der Erlebnisse und Erfahrungen, die Grill schildert. Wie er das macht, gefällt dem Rezensenten allerdings weniger: zu schnell, zu hektisch, wie in einem "Actionfilm" erscheint ihm Grills Erzählweise. Dem Gewinn an Spannung und Lesbarkeit steht nach Ansicht des Rezensenten ein nicht zu rechtfertigender Verlust an theoretischer Durchdringung gegenüber. Verlässt Grill doch einmal die Ebene des Persönlichen und Anschaulichen, dann nur, um Zuflucht in "Versatzstücken aus dem Arsenal der politisch korrekten Pseudopsychologie" zu nehmen, tadelt der Rezensent. Bei den wenigen Bezügen zur Sekundärliteratur haben sich zum Bedauern des Rezensenten zudem immer wieder Fehler eingeschlichen, da es Grill offenbar versäumt hat, das Gelesene oder Gehörte zu überprüfen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.01.2004

Eine profunde und sehr persönliche Darstellung des widersprüchlichen Kontinents hat der langjährige Afrika-Korrespondent der Zeit, Bartholomäus Grill, hier vorgelegt, lobt Rezensent Michael Bitala. Nicht nur mit sich selbst geht er kritisch ins Gericht, sondern auch mit der von Politologen und Ethnologen häufig geforderten Afrikabrille, die eine sehr europäische Herangehensweise ersetzen müsse, wobei "sich der Reporter auch über die Wahrnehmung Afrikas, über Klischees und Vorurteile" amüsiert. Ebenso unterhaltsam sei seine Abrechnung mit den afrikanischen Despoten und ihrer Machtgier. Trotz der Eindringlichkeit und seinem Unterhaltungswert dürfte das Buch aber kein Bestseller werden, fürchtet Bitala in der Logik der Resignation, da es zu gründlich recherchiert, detailliert "und auch zu ehrlich" sei. Dennoch findet der Rezensent in "Ach Afrika" das wahrscheinlich "fairste und gescheiteste Buch, das in den vergangenen Jahren von einem deutschen Autor über den Kontinent vorgelegt wurde".
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