Beatrix Mesmer

Staatsbürgerinnen ohne Stimmrecht

Die Politik der schweizerischen Frauenverbände 1914-1971
Cover: Staatsbürgerinnen ohne Stimmrecht
Chronos Verlag, Zürich 2007
ISBN 9783034008570
Broschiert, 364 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Die Schweizerinnen gehörten bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den am besten organisierten Frauen Europas. Trotzdem waren sie bei den letzten, die volle politische Rechte erhielten. Das ist keineswegs darauf zurückzuführen, dass die sogenannte "alte" Frauenbewegung sich zu wenig um die Gleichberechtigung bemühte. In dieser Untersuchung werden die Strategien aufgezeigt, die von den weiblichen Dachverbänden entwickelt wurden, um dieses Ziel zu erreichen. Während des Ersten Weltkriegs setzten sie auf Vorleistungen wie die freiwillige nationale Frauenspende, die jedoch bei den ersten kantonalen Abstimmungen über das Frauenstimmrecht nach Kriegsende von den Männern nicht honoriert wurden. Auch der Versuch, durch die doppelte Qualifizierung der Mädchen für Beruf und Haushalt den Frauen zu mehr wirtschaftlichem Einfluss zu verhelfen, scheiterte in der Krise der dreissiger Jahre. Der Graben zwischen den konfessionell und ideologisch unterschiedlich ausgerichteten Organisationen vertiefte sich, die wertkonservative Familienpolitik und die Geistige Landesverteidigung blockierten bis über das Ende des Zweiten Weltkriegs hinaus die emanzipativen Strategien der fortschrittlichen Frauenverbände. Es blieb einzig der Weg, über die Einsitznahme in Expertenkommissionen Einfluss auf die Gesetzgebung zu nehmen, der in einzelnen Fragen wie z. B. der Staatsbürgerschaft der verheirateten Frau zu kleinen Erfolgen führte. Erst die Rezeption der internationalen Menschenrechtsdeklaration verhalf dem Frauenstimmrecht auch in der Schweiz zum Durchbruch.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.06.2007

Rezensent Urs Hafner hätte nach der Lektüre von Beatrix Mesmers Buch gerne weitergelesen. Mesmers Studie setzt sich mit dem Kampf der Schweizer Frauenbewegung für Gleichberechtigung und Wahlrecht auseinander. Der Rezensent erinnert an die Schwierigkeiten der Frauenbewegung, ihre Ziele einheitlich zu vertreten, da die verschiedenen Organisationen entlang der verschiedenen politischen Milieus entstanden. Insbesondere die ideologische Reduzierung der Frau zur "liebenden Mutter" in den 40er Jahren sorgte für eine nachhaltige Verdrängung der Frauen aus dem Bereich der öffentlichen Politik, berichtet Hafner. Insgesamt findet er die Studie sehr informativ. Er hätte sich jedoch eine bessere Übersicht über die Feinheiten des aktiven und passiven Wahlrechts sowie über die verschiedenen Frauenorganisationen und ihre Ziele gewünscht.