Behzad Karim Khani

Als wir Schwäne waren

Roman
Cover: Als wir Schwäne waren
Hanser Berlin, Berlin 2024
ISBN 9783446281424
Gebunden, 192 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Ein Junge, der sich eine Gewalt herbeisehnt, die eine Kuhle hinterlässt mit den Umrissen Deutschlands. Er lebt in einer Siedlung, wo die Küchen keine Abzüge haben, und in deren Fluren es nach Armut, Majoran und Etagenbetten riecht. Es sind die 1990er und er ist mit seiner Familie aus dem Iran ins Ruhrgebiet geflohen. Die Mutter ist Soziologin, der Vater ein Schriftsteller, in dessen Sprache es fünfzehn verschiedene Begriffe für Stolz gibt. Deutschland erlebt er als Kränkung und wird zum Beobachter. Erschöpft sich dabei, das Land zu begreifen, während die Mutter an das An- und Weiterkommen glaubt und die Wut des Sohnes immer ungehemmter wird. Denn auf den Straßen seines Viertels herrscht eine Gewalt, von der die Eltern wenig mitbekommen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 24.08.2024

Schade, dass Behzad Karim Khanis großer zweiter Roman von seinen unermüdlichen, radikalen, bisweilen die Grenze zur Gewalt überschreitenden Äußerungen zu Israel und Gaza fast verdrängt wird, seufzt Rezensentin Julia Encke. Während der im Iran geborene Schriftsteller in sozialen Medien "vor allem Gewissheiten kennt und keine Fragen", geht sein Buch zaghafter vor: Eine Familie kommt nach Deutschland, zieht in eine nicht eben vielversprechende Siedlung und muss die Sprache lernen. Gewalt und Bedrohung sind der Familie nicht fremd, doch sie wird vom Erzähler immer wieder vorsichtig, behutsam und nachdenklich reflektiert, so Encke. Für sie hat das Buch seinem Autor einiges an Klugheit voraus.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.08.2024

Rezensentin Sonja Zekri bemerkt eine Veränderung an dem Autor, den sie auch in Berlin-Neukölln zum Gespräch getroffen hat, seit seinem Debütroman "Hund Wolf Schakal" vor zwei Jahren. Versöhnlicher klingt er in "Als wir Schwäne" waren, hoffnungsvoller, meint sie. Noch einmal erzählt Behzad Karim Khani vom Aufwachsel als iranischer Junge in den Mean Streets Deutschlands, diesmal im Ruhrpott. Es gibt immer noch viel Gewalt, aber auch "sehr witzige" Momente, versichert Zekri, Szenen der Demütigung ebenso wie glückliche Kindheitserinnerungen. Am stärksten berührt hat Zekri aber die Figur des Vaters, dessen "fast totales Schweigen" den Sohn fast zur Verzweiflung bringt, der Kritikerin aber vor allem einen Menschen enthüllt, dessen ganzes Wesen im Kapitalismus keinen Platz findet außer den des Verlierers.
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