Botho Strauß

zu oft umsonst gelächelt

Cover: zu oft umsonst gelächelt
Carl Hanser Verlag, München 2019
ISBN 9783446263819
Gebunden, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Ein alter Romancier wird von seinem jungen Verehrer zu Bett gebracht. Er beginnt zu erzählen. Von Paaren und Vereinzelten, von Gesichtern und Gebärden, von Passionen und Enttäuschungen - und wie er so unaufhörlich erzählt, folgt er mehr und mehr "den Spuren ausgestorbener Liebesarten". Dabei geht es zwischen den Menschen oft beklemmend zu, in manchen Episoden herrscht jenes Fremdheitsgefühl bei "unüberwindlicher Nähe", wie es zwischen Liebenden plötzlich entsteht. Mit wenigen Strichen entwirft Botho Strauß eine Prosa der vielschichtigen Unbestimmtheit zwischen Mann und Frau.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 06.01.2020

Für Eberhard Falcke personifiziert Botho Strauß den Literaten schlechthin gerade durch seine suchende, Widersprüche erzeugende Schreibewegung. Mit Strauß gelangt er zu erhellenden, elektrisierenden Einsichten über die kulturellen Verluste in unserer Zeit, aber auch in neblige Abgründe des unzeitgemäßen Nachdenkens über die Gegenwart, wenn der Autor politisch wird. Ohne dem Autor in allem folgen zu müssen, liest Falcke die resignativen Bilanzierungen in Sachen Literatur wie in Sachen Geschlechterbeziehungen in den vorliegenden Kürzesterzählungen mit Gewinn, auch wenn Strauß kaum je "zeittypisch" ist und viele Konstellationen Falcke hölzern und wie nachgestellt erscheinen. Erzählerisch ausgeführt könnten daraus wahre Erkenntnisse erwachsen und Poesie, ahnt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.01.2020

Beim Lesen der neuen Texte von Bothos Strauß wird Rezensent Roman Bucheli daran erinnert, dass das Pathetische immer auch das Tragikomische ist. Besser so, denn das zunächst aus den "schütteren" Geschichten über Liebe quellende Pathos scheint Bucheli nur schwer erträglich, ob Strauß den Leser nun bis in den Kaukasus führt oder elegisch und mit vergessenen Wendungen davon erzählt, wie Worte Tatsachen erschaffen. Man dürfe den Autor nicht mit dem Erzähler verwechseln, warnt Bucheli und erkennt, dass hinter dem hohen Ton viel Komik steckt und der Erzähler eine Kippfigur ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.12.2019

Rezensent Philipp Theisohn zieht eine "ernüchternde Bilanz" in Liebesdingen mit Botho Strauß' jüngstem Prosaband "zu oft umsonst gelächelt". In den hier versammelten Episoden begegnen dem Kritiker noch einmal Figuren aus dem Strauß'schen Werk, denen der Glauben an die erfüllte Paarbeziehung allerdings längst abhanden gekommen ist. Dennoch liest Theisohn den Band nicht ohne Freude: Einmal mehr bewundert er die "Wahrheit", die Kunst und das Innehalten in der Poetik der Szenen, in denen der Autor "ausgestorbene Liebesarten" analysiert und Enttäuschungen schichtweise freilegt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.12.2019

Zwei Bücher von Botho Strauß stellt Rezensent Lothar Müller vor, die seiner Meinung nach beide auf die Bühne gehören: "Saul", das - geschrieben als Libretto für eine leider nie verwirklichte Oper von Wolfgang Rihm - eh für die Bühne gedacht war, und der Prosaband "Zu oft umsonst gelächelt". Letzterer erinnert Müller mit seinen unverbundenen Prosaskizzen stark an das Strauß-Stück "Paare, Passanten". Es geht um Paare, die sich trennen, lesen wir, oder die gar nicht erst zusammenfinden, "eine Art 'Goldberg-Variationen' zu Botho-Strauß-Motiven", meint Müller, der das als Lesestoff ein bisschen zu laut findet. Auf der Bühne, gesprochen von einem Architekten in Berlin-Mitte, wäre es für den Rezensenten perfekt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.12.2019

Christian Thomas erkennt unschwer, dass es Botho Strauß ums Ganze geht in seinem neuen Buch. Die versammelten Prosaminiaturen drehen sich laut Rezensent um sinnende Figuren und das Geheimnis, das stets bleibt. In den verhandelten Schicksalen, dem "Slapstick der Kommunikation", tritt Thomas immer wieder der Kulturpessimist Strauß entgegen, der Bezüge zur Kunst und zum Mythos herstellt, ebenso der Humorist, der mit wenigen Strichen subtil von "Lebensumschwüngen" erzählt.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 23.11.2019

Tilman Krause empfiehlt jungen Lesern zum Kennenlernen des Dichters Botho Strauß lieber "Paare, Passanten" als dieses "Abschiedsbuch" mit Aphorismen, Gedanken und erzählerischen Ansätzen. Obgleich Strauß laut Krause altersmilde lächelnd daherkommt, nicht verbittert oder greislüsternd wie Walser, entdeckt der Rezensent in den Texten doch eine "pennälerhafte Obsession" für die weibliche Anatomie und im Band ein mit biblischem Stoff spielendes Theaterstück, das ihm hölzern wie ein didaktisches Laienspiel vorkommt. Für Krause ein ambivalentes Geburtstagsgeschenk zum 75. des Autors.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 19.11.2019

Michael Opitz empfiehlt Botho Strauß' Kurzerzählungen und Episoden über Geschlechterduelle in Zweierbeziehungen allen Paaren im Liebestaumel. Rasch gelesen, bevor das "Liebesgefrieren" einsetzt, so vermutet Opitz, könnten die Lektüre hilfreich sein. Abgesehen davon lohnt sich der Band laut Opitz schon wegen des eine kunstvolle Sprache zelebrierenden Autors, der subtil beschriebenen "Partnerverletzungen" und der alles andere als banalen im Buch verhandelten Liebesverwerfungen.