Brigitte Kronauer

Errötende Mörder

Roman
Cover: Errötende Mörder
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2007
ISBN 9783608937305
Gebunden, 333 Seiten, 21,50 EUR

Klappentext

Drei Tableaus werden vor uns aufgeschlagen, reich an Anspielungen auf unsere unmittelbarste Gegenwart. Drei Helden, die einen heiklen Punkt in ihrer Vergangenheit haben, ein seelisches Desaster. Sie erzählen vom Mann, von der Frau und vom sich zuspitzenden Verhältnis der Generationen. Niemand, der hier nicht an einem bestimmten Punkt seines Lebens dem Tod begegnete. Ein langes Wochenende in der Schweiz, mit Wandern und Lektüre ausgefüllt - so hat es sich der Kleinunternehmer Jobst Böhme aus Hamburg vorgenommen. Bald sitzt er auf einer Bank, unter den Himmeln der Bergwelt, und greift zum ersten der drei unveröffentlichten Manuskripte, die ihm ein befreundeter Schriftsteller mitgab. Doch schnell wird aus der Lesereise eine Odyssee in die Innenwelten dreier Figuren, eine Slalomfahrt durch die Psyche der Zeitgenossen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.12.2007

Selbst wenn Brigitte Kronauers Sprache keine Berge versetzen sollte, löst sie immerhin die Sehnsucht danach aus, konstatiert Rezensentin Kristina Maidt-Zinke und sieht damit die Autorin hoch über dem "Hügelrevier der Mehrheit zeitgenössischer Erzähler" schweben. In ihrem neuen Roman verschachtelt sie drei Binnenerzählungen, in der Rahmenhandlung geht es um einen Mann in einer veritablen Lebenskrise, der zur Besinnung in einer Schweizer Chalet fahren will und dort drei Geschichten Korrektur lesen soll - unter anderem die titelgebende "Errötende Mörder". Der Rezensentin begegnen in dem Buch nicht nur die typischen ambivalenten Kronauer-Figuren, sondern auch wunderbare Formulierungen wie die "maulaufreißende Hässlichkeit der Welt" oder ihre "Generalscheußlichkeit". Für Maidt-Zinke einfach "ein Kunstwerk".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.11.2007

Patrick Bahners findet Brigitte Kronauers neuen Roman ziemlich gut. Das ist jedenfalls zu vermuten. "Hochkomisch" ist dieser aus drei nur lose verbundenen einzelnen Geschichten zusammengesetzter Roman, wie der Rezensent schreibt. Das ist aber auch schon die einzige direkte Wertung. Und fast der einzige verständliche Satz. Oder wie soll man den folgenden Satz werten, wenn nicht als Ausdruck einer positiven Grundeinstellung? "Wer in der Reflexion nicht die der menschlichen Gattung eigene Vitalität zu erkennen gestimmt ist, der scheint für Brigitte Kronauers Bücher allerdings verloren." Patrick Bahners ist in de richtigen Stimmung, erkennt und genießt. Wer allerdings in der Verständlichkeit nicht die oberste Höflichkeit gegenüber der lesenden Gattung zu erkennen gestimmt ist, der ist für den zusammenfassenden Perlentaucher verloren.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.11.2007

Nicole Henneberg bejubelt Brigitte Kronauers Roman "Errötende Mörder" als ihren bisher fulminantesten, brillantesten und unterhaltsamsten Roman und ist von der erzählerischen Kühnheit des Buches einfach hingerissen. Die Autorin schickt einen Papierwarenhändler mit drei Manuskripten eines befreundeten Schriftstellers ins Gebirge und entfaltet auf diesem Wege vier Spielfiguren eines "absehbaren Untergangs", fasst die Rezensentin zusammen. Sei es in der Figur eines zwanghaften Sammlers oder bei einem Reisebus voller Senioren, Kronauer lote die Grenze zwischen Leben und Tod, Normalität und Bedrohlichkeit aus, so Henneberg angetan. Dabei liege die Tragik der Geschehnisse nicht wie in ihrem vorherigen Roman "Verlangen nach Musik und Gebirge" im Mangel an Gefühlen, sondern im Gefühlsüberschuss der skurrilen Protagonisten, deren physische Hülle der Beanspruchung nicht gewachsen ist, erklärt Henneberg, die bedauert, dass dieses "wunderbare" Buch zu Ende geht, bevor der Papierwarenhändler seiner durch die Lektüre geweckten "Mordlust" richtig nachgeben kann.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.10.2007

Rezensentin Angelika Overath ist beeindruckt davon, wie Brigitte Kronauer in dieser um das Thema Altern kreisenden Geschichte das Erzählen selbst zur Handlung macht, "dieses Netzwerk der Korrespondenzen und Metamorphosen". Der Haupt-Plot ist dagegen leicht zusammengefasst, aber nicht minder effektiv. Die Themen sind nach Meinung der Rezensentin "klassisch", aber auf eine ausgesprochen frische und " schonungslos präzise" Art und Weise umgesetzt: "hart und melancholisch, bedrohlich und witzig, psychologisch unbestechlich, kulturkritisch". Overath packt viel Lob in diesen einen Satz und ähnlich dicht ist ihrer Meinung nach auch die von Kronauer erzählte Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.10.2007

Rezensentin Maja Rettig hat Brigitte Kronauer in ihrem neuen Roman "auf einem Gipfel ihrer Kunst" erlebt. Denn darin sei nicht nur "alles beisammen", was ihre Kunst ausmache (also: "Liebe und Verpassen, Überhöhung und zugleich schärfste Ironisierung"), sondern es sei auch "neu arrangiert". Im Zentrum wird ein "kerniger" Held namens Sven Strör beschrieben, der in Motorradkluft aus Versehen in einen Ausflugsbus voller Greise steigt, die ihn peu a peu umgarnen und mit "dem Tod" anstecken. Meisterhaft sieht die Rezensentin Zeit- und Wirklichkeitsebenen ineinander fließen, Binnenerzählungen ihr Spiel mit den Erzählinstanzen treiben. Aber auch die Rahmenhandlung um den Schreibwarenhändler Jobst Böhme besticht die Rezensentin durch "um sich schlagende Gegenwartskritik" und durch die Vermittlung einer Ahnung von der Gefährlichkeit der Literatur für das Leben schlechthin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.09.2007

Rezensent Burkhard Müller zeigt sich begeistert von Brigitte Kronauers neuem Roman "Errötende Mörder". Er versteht das Werk um einen Kleinunternehmer, der ein paar Tage Urlaub in der Schweiz macht und dabei drei Manuskripte eines befreundeten Schriftstellers liest, als eine Art ironischen Entwicklungsroman. Schon die Komposition des Buchs - eine Rahmenhandlung, in die drei durchaus düstere Binnenerzählungen, die Manuskripte des besagten Schriftstellers eingebettet sind - hat ihm, da "sympathisch altmodisch", wunderbar gefallen. Berührend findet er auch die Binnenerzählungen über eine triste Ausflugsveranstaltung, eine unlizenzierte Kirchenführerin, die sich selbst als Opfer und Heilige stilisiert und von einem Messi, der von seiner geizigen Frau verlassen wird. Er würdigt ihre kunstvolle Komposition und ihre unerwarteten Momente. Besonders lobt er auch Kronauers Sprache, die er als einen "Stil der Aus- und Ansprache" beschreibt, als "wach, sorgsam, empfindlich".
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