Chantal Mouffe

Für einen linken Populismus

Cover: Für einen linken Populismus
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783518127292
Taschenbuch, 111 Seiten, 14,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Richard Barth. Kann es das geben, einen guten, linken Populismus? Chantal Mouffe vertritt die Auffassung, dass dies möglich und sogar notwendig ist - eine Position, die ihr auch Kritik eingetragen hat. Führt das nicht zu einer gefährlichen Emotionalisierung? Läuft das nicht ebenfalls auf eine Unterscheidung zwischen gutem Volk und bösem Establishment hinaus? Politik, so Mouffe, funktioniere nun einmal über konfrontative Wir/sie-Konstruktionen; und ja, es gebe eine Art "Oligarchie", die eine Verwirklichung demokratischer und ökologischer Ziele verhindere. Dies mache klare politische Alternativen und neue progressive Allianzen erforderlich. Eine Intervention, die angesichts der Krise sozialliberaler Parteien und der Debatte um "Identitätspolitik" für Gesprächsstoff sorgen wird.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.01.2019

Jens Bisky kann mit den Thesen der belgischen Politikwissenschaftlerin Chantal Mouffe, die sich von den Rezepten des Rechtspopulismus auch einen Aufschwung für den Linkspopulismus erhofft, wenig anfangen. Mouffe zufolge lebt die Demokratie von zwei Traditionslinien, dem Freiheitsdenken des politischen Liberalismus und den Gleichheitsansprüchen des sozialistischen oder sozialdemokratischen Denkens. Doch unter der neoliberalen Hegemonie sei das Leitbild "postdemokratisch" geworden, reduziert auf Wahlen und Menschenrechte. Das versteht Bisky nicht. Was soll daran verkehrt sein? Dem hält Bisky die osteuropäischen Erfahrungen entgegen, die Mouffe zum Ärger des Rezensenten überhaupt nicht berücksichtige.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.10.2018

Eigentlich findet der rezensierende SPD-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Hellmich dieses Buch dürftig, jedenfalls nennt er es so. Mouffes Idee eines linken Populismus, der von Carl Schmitt und dem Rechtspopulismus lernt, wie man sich einen Feind zurechtschnitzt, um dann mit der aus dem Streit gewonnenen Energie die Macht zu erobern, stellt er zwar vor, aber er will ihr nicht recht glauben. Er findet Mouffe uninspiriert, ihr sich wissenschaftlich gebärdender Neomarxismus aus früheren Schriften war ihm doch wesentlich näher. Auch kommt ihm ihre Wahrnehmung der politischen Realität selektiv vor, obwohl sie doch immerhin auf linkspopulistische Bewegungen in Spanien, Italien, Griechenland und auf Jeremy Corbyn verweisen kann, um ihre Theorien zu stützen. Frankreich und Jean-Luc Mélenchon scheint sie nicht mal zu erwähnen (oder Hellmich findet ihn nicht populistisch.) So ganz scheint der Sozialdemokrat sich nicht auf Mouffe einlassen zu mögen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.09.2018

Wie Chantal Mouffe mit linkspopulistischem Einschlag gegen neoliberale Hegemonie reitet, findet der hier rezensierende Politologe Jan-Werner Müller streitbar. Das Buch liest er als Pamphlet, als Handreichung für einen erfolgreichen Schlag der Linken gegen den Rechtspopulismus auf empirischer Basis. Dass die Autorin dabei in die einst selbst diagnostizierte Falle des "Klassenessentialismus" tappt, fällt Müller auf. Kritikwürdig findet er ferner Mouffes Aufforderung zur Eroberung der verwundbar gewordenen neoliberalen Hegemonie, da sie im Buch ohne Inhalte daherkommt. Wo ist der Hayek der Linken, fragt sich Müller und setzt doch lieber auf klassisch sozialdemokratische Politik.
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