Thomas Frank

Americanic

Berichte aus einer sinkenden Gesellschaft
Cover: Americanic
Antje Kunstmann Verlag, München 2019
ISBN 9783956142604
Gebunden, 304 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Gabriele Gockel und Thomas Wollermann. Wie konnte es dazu kommen, dass die Millionen verunsicherter Amerikaner einen Milliardär zum Präsidenten gewählt haben, von dem sie wussten, dass er letztlich nichts für sie tun würde? Was ist los mit Amerika? Thomas Frank verfolgt seit Jahren die Veränderungen der amerikanischen Gesellschaft, das Abdriften großer Teile der Bevölkerung in prekäre Verhältnisse, das Erstarken fundamentalistischer Bewegungen, die Erosion der politischen Parteien. Seine Artikel aus den letzten zehn Jahren erzählen die politische Geschichte eines Landes, in dem der amerikanische Traum zu Ende geträumt ist, der Verlust geregelter Arbeit, Schulden, Armut große Teile der Bevölkerung betreffen, die Eliten und die politische Klasse sich vor allem mit sich selbst beschäftigen. Vom Skandal des Energiekonzerns Enron, durch den Tausende von Angestellten ihre Rente verloren, über die Finanzkrise 2008, durch die die Standards der Mittelklasse für die meisten unerreichbar geworden sind, bis zum Versagen der Demokratischen Partei: Am Beispiel Amerikas zeigt Thomas Frank eine gesellschaftliche Entwicklung auf, die - bei allen Unterschieden - ein Warnsignal auch für Europa, auch für Deutschland ist.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 18.04.2019

Skeptisch, aber nicht unangeregt bespricht Rezensentin Brigitte Neumann dieses Plädoyer für einen linken Populismus (es ist übrigens schon die zweite Besprechung im Deutschlandfunk, der Sender scheint das Buch wichtig zufinden). Es handelt sich um Essays des bekannten Publizisten Thomas Frank, erläutert die Rezensentin. Er mache keinen Hehl aus seiner Sympathie für Bernie Sanders. Bei der von Neumann paraphrasierten Kritik Franks an den Demokraten weiß man erst mal gar nicht, ob sie nun von recht oder links kommt. Frank scheint hier das übliche Lied anzustimmen: Die demokratischen Eliten hätten den einfachen Mann verraten, sie brüsteten sich lieber mit Minderheitenschutz, Genderdiskurs und Silicon Valley. Aber die Rezensentin ist schon mit der Idee, dass der Erfolg des Rechtspopulismus vor allem aus ökonomischen Gründen zu erklären sei, nicht einverstanden. Die Krise geht tiefer, meint sie, ist eine Krise der Repräsentation. Es reiche nicht "Arbeitsrecht, Erbschaftssteuer und die Gewerkschaften" zu beschwören. Und es sei auch kein Rezept, nun selbst eine drastische Sprache anzuschlagen, wie es Frank vorschlage. Sie empfiehlt das Buch trotzdem: Man könne sich so produktiv darüber ärgern.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 22.01.2019

Barbara Eisenman schätzt den amerikanischen Journalisten Thomas Frank, seit er in seinem Buch "What's Wrong With Kansas" erklärte, wie die Republikaner die Klassenfrage von der Ökonomie lösten und die amerikanische Arbeiterschaft gegen linke Eliten in den Metropolen an der Küste aufwiegelten. Damit haben sie immer noch Erfolg, weiß Eisenman, mit dem neuen Buch erklärt ihr Frank aber auch, welche Fehler die Demokraten seit Bill Clinton gemacht haben, dass sie sich nur noch auf die gut ausgebildeten Mittelschichten stützen und dabei die neoliberale Ideologie übernommen hätten, wonach jeder seines eigenen Glückes Schmied sei: "Wenn die Armen nicht mehr arm sein wollen, dann müssen sie eben aufs College gehen." Die Rezensentin lernt auch, dass Donald Trump zum einzigen Maßstab geworden sei. Egal welche Fehler eine Institution, Organisation oder Person auch gemacht habe, solange sie gegen Trump sei, kommt sie heute damit durch. Eisenman kann dem nur heftig nickend zustimmen, allein gegen manche Wiederholung hätte sie sich ein "strafferes Lektorat" gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.01.2019

Detlev Claussen schätzt den US-amerikanischen politischen Essayisten Thomas Frank für seinen beißenden Spott, den scharfen Blick auf Konsumismus und auf das Versagen der Obama-Administration. Wenn Frank in den hier versammelten Texten der letzten zehn Jahre die Enron-Pleite, Obamas "Change", akademischen Start-up-Kapitalismus und den Trumpismus aufs Korn nimmt, anerkennt Claussen die Genauigkeit der Beobachtung. Franks Vorschlag, linkspopulistisch gegen Trump vorzugehen, findet der Rezensent allerdings nicht überzeugend. Der Kritik an linker wie rechter Rhetorik müssen schon Taten folgen, meint er.