Christof Geisel

Auf der Suche nach dem dritten Weg

Das politische Selbstverständnis der DDR-Opposition in den 80er Jahren
Cover: Auf der Suche nach dem dritten Weg
Ch. Links Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783861533788
Kartoniert, 331 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Plötzlich waren sie die politischen Wortführer, prägten die Protestveranstaltungen des Herbstes 1989, saßen am Runden Tisch und bald auch in Regierungspositionen. Doch nach den Wahlen am 18. März 1990 spielten die DDR-Oppositionellen kaum noch eine Rolle. Woran lag das, wie erklärt sich der überraschende Aufstieg und dramatische Absturz der Bürgerbewegung? Der Autor liefert mit seiner Untersuchung zum politischen Selbstverständnis oppositioneller Gruppen in der DDR der 80er Jahre einen Schlüssel dazu. Er hat Dutzende der damals Aktiven befragt, Hunderte Positionspapiere und Akten jener Zeit ausgewertet und die besondere Prägung der ostdeutschen Kritiker herausgearbeitet, die markante Unterschiede zu den anderen osteuropäischen Ländern aufweist. Der Autor untersucht die Motive und Ziele des Handelns vieler Akteure und beschreibt ihre Probleme, die zum Teil bis in die Gegenwart hineinwirken.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.07.2006

Mit Interesse hat Rezensent Eckhard Jesse diese Studie zur Kenntnis genommen, die seinen Informationen zufolge die Gründe untersucht für Aufstieg und Fall der DDR-Bürgerrechtsbewegung vor und nach 1989. Der Autor sei dem politischen Selbstverständnis von etwa 2000 Akteuren der Szene nachgegangen und habe zu diesem Zweck "intensiv" die Untergrundpublizistik der achtziger Jahre ausgewertet. Außerdem habe er an etwa 350 Protagonisten der Bewegung Erhebungsbögen verschickt. Die Ergebnisse der Studie bewertet der Rezensent als "halbwegs repräsentativ", da die Rücklaufquote der Fragebögen zwischen 40 und 50 Prozent gelegen habe. Gut habe der Autor das Verhältnis der Oppositionsgruppen zur DDR und der SED herausgearbeitet. Besonders interessant fand der Rezensent ein Ergebnis der Studie, wonach die Bürgerrechtsbewegung auch deshalb so schnell wieder ins Marginale gerutscht sei, weil sie dem Sozialismus eigentlich immer näher gestanden habe als das normale DDR-Staatsvolk.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.01.2006

"Ein wichtiges Buch", meint Christoph Dieckmann. Wenngleich auch nicht "flott lesbar". Cristof Geisel hat für seine Geschichte der Opposition in der DDR viele Zeitzeugen befragt. Schon der Begriff der Opposition sei "strittig", manche sprechen eher von einer "Haltung". Die disparaten Gruppen in der DDR unterschieden sich von ihren Pendants in anderen Ostblockstaaten in einem entscheidenden Punkt: sie strebten nicht gen Westen sondern engagierten sich vielmehr für die "Erneuerung" des Sozialismus. Bemerkenswert sei schlussendlich auch ihr Ende, meint der Rezensent. Nach dem Mauerfall würde man viele "Exbürgerrechtler" nur noch mit dem Thema Stasi verbinden. Schließlich lobt Dieckmann noch den "uneitlen und gerechten" Stil des Autors.
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