Christof Hamann

Fester

Roman
Cover: Fester
Steidl Verlag, Göttingen 2003
ISBN 9783882439359
Gebunden, 218 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Ein Gebäck namens Obwarzanki, die Neugierde auf wilde Tiere und ein dubioser Autor von Gespenstergeschichten führen Sebastian Fester dreimal hinaus in die Welt. Dreimal scheitert er, weil sich die Fremde ebenso wie das eigene Leben seinen Absichten widersetzen. Fester ist eine schwarze Komödie und ein überzeichnetes Sittengemälde deutscher Gegenwart, die ihre Vergangenheit nicht losgeworden ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.08.2004

Schön geschriebener Roman, aber er hat den Rezensenten Martin Krumbholz nirgendwo hingeführt. Christof Hamann erzählt in "drei kaum miteinander verbundenen Romanteilen" seinen Helden nach Krakau, wo er eine Broschüre für den Export einer "Kringelart" erstellen soll, nach Afrika, wo er ein Bier bewerben soll, und schließlich in die USA, wo er eine Biografie über einen "rassistischen Verfasser von Gespenstergeschichten" verfassen soll. All diese Aufgaben sind mit Tücken verbunden, erzählt Krumbholz: Die Kringel etwa könnten nach einem jiddischen Rezept gebacken sein. Wie verkauft man sie nun an katholische Bürger, 'ohne mit Massenmord und Schuldgefühlen den Appetit der Interback-Kunden zu verderben? Das dürfte schwierig werden, müsste aber zu schaffen sein. Vielleicht durch einfaches Totschweigen', zitiert Krumbholz aus dem Roman. Es geht Hamann wohl um die Widersprüche zwischen globalisierter Gegenwart und der dunklen Vergangenheit, vermutet unser Rezensent. Gelungen sei das nicht. "Der Text plätschert in gutem Deutsch dahin, und wenn man in dieser Landschaft der Makellosigkeit über etwas stolpert, dann allenfalls hin und wieder über einen kleinen Lapsus Linguae", resümiert Krumbholz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.12.2003

Skurrilitäten in Hülle und Fülle findet Sandra Kerschbaumer in Christof Hamanns "Fester", einem Roman in drei Episoden: Zunächst reist der Protagonist im Auftrag einer Großbäckerei nach Polen, um einem Kringel namens Obwarzanki nachzuspüren, und trifft dabei einen wunderlichen Kruzifix-Forscher. Dann unternimmt er eine Bierreise nach Namibia, um für Touristikunternehmen zu erkunden, ob sich Biertrinker im ehemaligen Deutsch-Südwest wohl fühlen. Schließlich fliegt er im Auftrag eines Vereins zur Förderung der Gespensterkultur in die Vereinigten Staaten Material, wo er die Biografie eines längst vergessenen Horrorschriftstellers schreiben soll. Kerschbaumer sagt das alles wenig, ihr Urteil ist hart: die Absonderlichkeiten auf der Oberfläche dieses Romans können ihres Erachtens seine "absolute Ideenlosigkeit" nur schlecht verbergen - zumal wenn das Ergebnis dann auch noch langweilig ist. Der "einzige Gedanke", den sie in Hamanns Roman sieht, ist dessen Wunsch, zu zeigen, dass der Mensch im Leben ein Ziel brauche, egal, ob es Obwarzankis, Kruzifixe oder Gespenster seien. "Schlimm ist", befindet die Rezensentin, "wenn man keines hat. Das gleiche gilt allerdings auch für die Literatur."
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.11.2003

Marin Lühe ist alles andere als überzeugt von diesem Roman. Anders als im Debüt "Seegfrörne", für das der Autor Christof Hamann viel Lob einheimste, bleiben seine Protagonisten diesmal nicht der Provinz, sondern gehen in die weite Welt hinaus. Dabei verfolgt er wieder seine bekannte und erprobte Erzählmischung "aus realistischer Detailversessenheit und surrealistischen Elementen". Die Satire "auf die wirtschaftliche und kulturelle Globalisierung", an der sich Hamann versucht, geht nach Meinung des Rezensenten aber überhaupt nicht auf. Das liegt an dem unübersichtlichen Personal des Romans ebenso wie an seiner thematischen Überfrachtung: "Alles wollte Hamann anscheinend in das Buch hineinpacken: Vergangenheitsbewältigung und Globalisierungskritik, Konzentrationslager und Bierbäuche, New Yorker Kunstszene und Safari, gewürzt mit einer kleinen Prise Sex and Drugs". Das führt dazu, dass die Handlung "zerfasert und unstrukturiert" und der Hauptprotagonist "blass und konturlos" bleibt. Auch die Botschaft hinter dem Erzählten ist nach Meinung des Rezensenten den betriebenen Erzählaufwand nicht wert: "Die Welt ist eine Nussschale", die deutsche Provinz reicht überall hin - mehr vermittelt dieses Buch nicht.
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