Dana Spiotta

Unberechenbar

Roman
Cover: Unberechenbar
Kjona Verlag, München 2023
ISBN 9783910372009
Gebunden, 352 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem amerikanischen Englisch von Andrea O'Brien. Sam Raymond, 53, tut das, was viele Frauen in ihrem Alter sich wünschen: Sie ändert ihr Leben. Als sie sich in ein heruntergekommenes Haus im Problemviertel von Syracuse verliebt, kauft sie es kurzerhand. Und bemerkt erst zwei Atemzüge später, dass sie somit wohl ihre Familie verlassen wird. Fortan werden ihre Nächte von Selbstzweifeln und Polizeisirenen zerschnitten. Ihre Tochter antwortet nicht mehr auf ihre Nachrichten. Und in den Augen ihrer Mutter ist Sam ohnehin auf dem Ego-Trip. Als Sam in ihrer neuen Nachbarschaft schließlich Zeugin eines Gewaltverbrechens wird, scheint ihr Traum von einem selbstbestimmten Leben jäh vorbei. Dana Spiotta erzählt vom Älterwerden, von Liebe, Zerrissenheit und dem Mut, den wir aufbringen müssen, um miteinander in echte Verbindung zu treten.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 30.01.2023

Rezensentin Sonja Hartl freut sich, dass zunehmend Protagonistinnen über fünfzig Einzug in die Literatur halten: So auch Sam in Dana Spiottas Roman "Unberechenbar", der in Syracuse im Bundesstaat New York des Jahres 2017 angesiedelt ist. Persönliche Sorgen und Symptome um die Wechseljahre mischen sich mit politischen und sozialen Problemen, weiß die Rezensentin, so geht es viel um das Oszillieren Sams zwischen ihren Privilegien als weiße Frau und der zunehmenden Unsichtbarkeit, die mit dem Altern einhergeht. Hartl gefällt, dass die Überlegungen der Protagonistin zeitweise durch Schilderungen von deren Tochter Ally unterbrochen werden, die auch Unterschiede zwischen den Generationen deutlich machen. Auf die groß angelegten Passagen zur Geschichte von Syracuse hätte die Kritikerin verzichten können, andere Themen sind ihr zu oberflächlich, aber dennoch schafft die eigensinnige Sam einen Reiz, dem sie sich nur schwer entziehen kann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.01.2023

Rezensent Tobias Döring erkennt zwar den Mut an, den der neue von Lars Claßen und Flo Keck gegründete Kjona-Verlag mit seiner ersten Publikation beweise: Immerhin sei die Zielgruppe bei einem Buch über eine Frau in der midlife crisis nicht die größte, lässt er durchblicken. Auch gegen die im Vorwort erklärten hohen ökologischen Ansprüche des Verlags - die Bücher sollen restlos abbaubar sein - kann er nichts einwenden. Der Roman selbst allerdings reißt ihn nicht gerade vom Hocker: Die Geschichte, die eigentlich um die fünfzigjährige Sam kreist, die spontan ihre Familie verlässt und in einen baufälligen Bungalow zieht, verliert sich zu sehr in allerlei erzählerischem "Beiwerk", findet der Kritiker - gleichzeitig gehe es nämlich auch um Gewalt, Rassismus, Trump, Religion oder immer wieder um die Stadtgeschichte des Handlungsorts Syracuse im Bundesstaat New York, was den Kritiker dann doch ziemlich langweilt. Das eigentliche Herzstück und große Potenzial des Romans, nämlich das spannungsreiche Nebeneinander des "coming of middle age" von Sam und des "coming of age" ihrer 16-jährigen Tochter, gerät dabei leider aus dem Blick, bedauert Döring.
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