Daniyal Mueenuddin

Andere Räume, andere Träume

Cover: Andere Räume, andere Träume
Suhrkamp Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783518421413
Gebunden, 289 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Brigitte Heinrich. Eine Villa in der Hauptstadt, eine Farm auf dem Land - der betagte K. K. Harouni ist ein vermögendes und einflussreiches Mitglied der pakistanischen Landbesitzerklasse. Verständlich, dass seine Beziehung zu einer Frau, die gesellschaftlich weit unter ihm steht, bei seiner Familie auf wenig Begeisterung stößt. Nach Harounis Tod wird sie dorthin verstoßen, wo sie herkam: auf die Straße.
Um den Clan dieses Patriarchen und seine Angestellten kreisen acht Erzählungen: über Harounis Neffen, der sich in eine Amerikanerin verliebt; über Nawab, den Elektriker, unentbehrliche Arbeitskraft auf Harounis Besitztümern und immer auf der Suche nach neuen Einnahmequellen; über Saleema, die sich als Küchenhilfe durchschlägt, bis sie Harounis Diener Rafik begegnet und ihr Leben plötzlich ganz anders zu werden verspricht. Doch das Glück ist meist von kurzer Dauer in Mueenuddins Pakistan.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.08.2011

Sabine Berking zeigt sich sehr gefesselt und betroffen von dem Erzähldebüt des pakistanisch-amerikanischen Autors Daniyal Mueenuddis und sieht sich hier einem so faszinierenden wie bestürzenden Sittengemälde der pakistanischen Gesellschaft gegenüber. In acht Erzählungen, die durchaus autobiografisch unterfüttert sind, wie die Rezensentin betont, entwirft der Autor das Bild von einer durch Korruption, soziale Ungerechtigkeiten und überkommene Konventionen geprägten Gesellschaft rund um den so ignoranten wie verschwenderischen Großgrundbesitzer Harouni. Glück, insbesondere für die Unterprivilegierten, ist in diesen Erzählungen immer nur von kurzer Dauer, muss Berking feststellen, die dieses auch von anderen Kritikern gelobte Debüt sehr eingenommen hat.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.08.2010

Menschen aus Fleisch und Blut und die Liebe zu seinem Land, das hat der Autor nach Meinung der Rezensentin vor allem in diese Erzählungen einfließen lassen, Claudia Kramatschek spürt es auf jeder Seite. Die Haupterkenntnis, die ihr die Lektüre beschert, ist allerdings eine andere. Es ist die Vorstellung von Pakistan unter der Fuchtel des Feudalismus. Der Autor, so berichtet es die Rezensentin, beschreibt das Verhältnis von Herr und Knecht anhand der Diener, Gärtner, Köche und ihrer verzweifelten Suche nach dem Glück. Dass diese gesellschaftliche Konstellation dem Untergang geweiht ist, kann ihr der Autor auch vermitteln. Eine bemerkenswerte Stimme in der pakistanischen Gegenwartsliteratur, findet Kramatschek.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.05.2010

Traurig und lächerlich mit tröstlichen Momenten, von dieser Art erscheinen die hier versammelten Erzählungen des pakistanisch stämmigen Autors Daniyal Mueenuddin der Rezensentin Katharina Granzin. Immer wieder erkennt Granzin in den um eine gemeinsame patriarchalische Mitte kreisenden Texten die Unausweichlichkeit menschlichen Handelns im ländlichen Pakistan. Bauer bleibt Bauer, Stadtmensch bleibt Stadtmensch. Gleiches gilt für Herr und Diener, Mann und Frau. Liebe entdeckt Granzin in diesen Texten nicht, dafür Abhängigkeiten. Insgesamt ein beeindruckender vertikaler Schnitt durch die Gesellschaft, findet Granzin.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.05.2010

Großes Leseglück hat Daniyal Mueenuddin mit seinem Debüt der Rezensentin Shirin Sojitrawalla beschert. Wie sie erklärt, erzählt der pakistanische Autor in hier in verschiedenen Episoden von den Verwandten und Angestellten des einflussreichen Landbesitzer K.K. Harouni, die bei allen sozialen Unterschieden eines eint: Ihre Träume erfüllen sich nicht: die aufstiegsorientierte Saleema steht nach ihrer Heirat noch schlechter da als zuvor, die verwöhnte Society-Tochter endet auf einem einsamen Landgut, am bewegendsten fand Rezensentin Sojitrawalla jedoch die Liebesgeschichte zwischen einem Wanderarbeiter und einem schwachsinnigen Mädchen. Aber auch hier wartet offenbar kein Happy End. Mit "professioneller Mitleidlosigkeit" beobachte Mueenuddin seine Helden beim Scheitern, betont Sojitrawalla, die auch die Unerbittlichkeit der pakistanischen Klassengesellschaft in diesem Buch sehr unaufgeregt, präzise und ziemlich trostlos dargestellt fand.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.04.2010

Dieses Debüt des pakistanischen Autors sei ein verteufelt raffiniertes Ding, schreibt Andreas Isenschmid beeindruckt, der am Ende von zwei Leseabenden das Gefühl hatte, "geschätzte fünf, sehr umfängliche" Romane gelesen zu haben und dabei "federleicht" geblieben zu sein. Daniyal Mueenuddins Roman bestehe aus acht kurzen, dreißig bis vierzig Seiten umfassenden Erzählungen, von denen jede für sich alleine stehen könne. Dennoch hingen sie gar zweifach lose zusammen. Denn sie seien erstens "unauffällig chronologisch" und ihre Protagonisten gehörten zweitens alle einer Großfamilie steinreicher Grundbesitzer und Industrieller an. Zwischen den Gesellschaftsbildern weiten, so Isenschmid, außerdem Landschaftsbilder den Raum. Insgesamt ergibt das für den Kritiker ein poetisches wie komplexes Bild Pakistans und seiner Klassenverhältnisse. Das Gutgemeinte anderer sozialkritischer Bücher sei diesem Werk fern, denn Mueenuddin tauche tief ein in die pakistanische Seele und betrachte alles aus dem ambivalenten Blickwinkel von Beobachtung und Einfühlung. Besonders die Frauenfiguren des Romans reißen Isenschmid hin.
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