David Kertzer

Der Papst, der schwieg

Die geheime Geschichte von Pius XII., Mussolini und Hitler
Cover: Der Papst, der schwieg
WBG Theiss, Darmstadt 2023
ISBN 9783806245028
Gebunden, 704 Seiten, 39,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Tobias Gabel und Martin Richter. Wie ist das Schweigen des Papstes zum Holocaust zu erklären? Was wussten Papst und Vatikan von den Verbrechen der Achsenmächte? Wie eng waren die Beziehungen zwischen Kirche und Faschismus in den Jahren 1939 bis 1945? Pulitzer-Preisträger David I. Kertzer erzählt in "Der Papst, der schwieg" die dramatische Geschichte des umstrittenen Papstes Pius XII. und seiner Beziehungen zu Italiens Diktator Benito Mussolini und Deutschlands "Führer" Adolf Hitler.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.07.2023

Rezensent Otto Langels applaudiert David Kertzers Studie über Papst Pius XII. zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Als einer der Ersten habe der amerikanische Historiker Einsicht in die zuvor jahrelang unter Verschluss gehaltenen Akten bekommen, die Papst Franziskus 2020 erst unter "großem Druck" freigegeben habe. "Sensationelle Funde" sind dabei zwar nicht ans Licht gekommen, so Langels, aber trotzdem einigermaßen Schockierendes: So gehe aus Kertzers Darstellung deutlich das "lavierende" Verhalten des Papstes in Bezug auf den deutschen und italienischen Faschismus hervor, wo Pius sich stets um ein gutes Verhältnis bemühte, zum Schutz der Kirche. Er gratulierte etwa Hitler per Brief zum Überleben des Elser-Attentats und machte keinen Mucks bei der Invasion Polens 1939 oder der Deportation der römischen Juden 1943, muss Langels lesen. In krassem Missverhältnis dazu steht für ihn, wie entschieden sich der Papst später gegen die "Prostitution" der Italienerinnen gegenüber amerikanischen Soldaten aussprach. Insgesamt eine "vorzügliche" Darstellung, "faktenreich" und "anschaulich", lobt Langels abschließend.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 06.06.2023

Über das große Schweigen von Papst Pius XII. angesichts des Faschismus liest Rezensent Hans von Trotha in der "brillanten historischen Erzählung" des Historikers David I. Kertzer. Dieser war einer der ersten Forscher, lesen wir, der Einblick in die geheimen Akten über das Pontifikat von Pius XII. erhielt, die vom Vatikan 2020 zugänglich gemacht wurden. Was Kertzer über das Verhältnis des Papstes zu Mussolini und Hitler zu Tage fördert, ist wenig ruhmreich, so der Kritiker, denn Pius versuchte vor allem, die Diktatoren nicht gegen sich aufzubringen und vermied jede Konfrontation, obwohl er über die nationalsozialistischen Verbrechen genau Bescheid wusste. Trotha freut sich über diese gut recherchierte, spannende und aufschlussreiche Lektüre.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.04.2023

Der amerikanische Historiker und Italien-Fachmann David Kertzer eröffnet die Reihe jener Forschungsarbeiten, die nach der Öffnung der vatikanischen Archive über die Rolle von Papst Pius XII. auf dem Buchmarkt anstehen. Kein schlechter Start, befindet Rezensent René Schlott (online) und meint es nicht despektierlich, wenn er die voluminöse Studie als Schmöker bezeichnet. Aber: Angesichts des bekannten "verbrecherischen Schweigens" des Papstes zum Holocaust können die Archive dem historischen Gesamturteil nur Details hinzufügen, stellt Schlott klar, liest Kertzers Buch aber dennoch mit Gewinn. Bemerkenswert findet er vor allem, was der Historiker über einen  geheimen Gesprächskanal herausgefunden hat, den der Vatikan zu Adolf Hitler über den Adligen Philipp von Hessen pflegte. Noch so ein "Nazi-Prinz". Für Schlott ist angesichts des historischen Totalversagens von Pius XII. unbegreiflich, dass der Vatikan das laufende Seligsprechungsverfahren  noch immer nicht beendet hat.
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