David van Reybrouck

Revolusi

Indonesien und die Entstehung der modernen Welt
Cover: Revolusi
Suhrkamp Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783518430927
Gebunden, 751 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke. Als Japan 1941 den Angriff auf Pearl Harbor startete, begann sich das historische Fenster für ein anderes Ereignis zu öffnen. Seit Jahrzehnten hatten Indonesier für die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Niederlande gekämpft, im August 1945 wurde sie vom späteren Präsidenten Sukarno proklamiert. Es folgte ein mehrjähriger, brutaler Krieg. Diese Revolusi war in zweierlei Hinsicht Weltgeschichte: Sie ergab sich aus einem globalen Konflikt und hatte globale Signalwirkung. Indonesien setzte sich an die Spitze der Dekolonisation, die bald auch Afrika erfasste und die politische Landkarte für immer veränderte. In Debatten um Kolonialverbrechen und die Rückgabe geraubter Kunstwerke beschäftigt sie uns bis heute. David Van Reybrouck hat jahrelang recherchiert und mit fast 200 Zeitzeugen gesprochen. In Nepal interviewte er Gurkha-Soldaten, in Australien einen der wenigen indonesischen Kommunisten, die die Massaker 1965/66 überlebten, in Nordholland einen 1914 auf Sumatra geborenen Fürstensohn: Djajeng Pratomo ging zum Studium nach Leiden, schloss sich dem Widerstand gegen die deutsche Besatzung an und überlebte das KZ Dachau. Ihre Erinnerungen verknüpft Van Reybrouck zu einer historischen Erzählung, deren Sog man sich kaum entziehen kann.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.12.2022

Von mehreren Jahrhunderten niederländischer Kolonisierung, von antikolonialen Bewegungen, von beiderseitigen Verbrechen berichtet Historiker David van Reybrouck auf über 700 Seiten in seinem Buch über Indonesien, schreibt Thomas E. Schmidt in seiner Rezension und macht deutlich, wie detailliert diese Geschehnisse erzählt werden. Er lernt, dass Indonesien mit seiner vergleichsweise frühen Unabhängigkeit auch als "Mutter der selbstbefreiten Nationen" gesehen werden kann. Dass damit nicht alle Probleme des Staates beseitigt wurden, werde jedoch auch nicht verschwiegen. Emotional und mitreißend ist das, meint der Rezensent, manchmal jedoch einen Tick zuviel, auch der Detailreichtum hätte für ihn etwas weniger umfangreich ausfallen dürfen. Dennoch überzeugen ihn Reybroucks lehrreiche Schilderungen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.10.2022

Der hier rezensierende Historiker Jürgen Osterhammel stellt fest: Die persönliche Erzählung bleibt länger im Gedächtnis als die Analyse. Ein Meister der oral history ist für Osterhammel David van Reybrouck, der in seinem neuen Buch anhand von ca. 200 Interviews mit Zeitzeugen die Geschichte der indonesischen Revolution gegen die niederländische Kolonialmacht erzählt. Für den Rezensenten ein düsteres Fest der O-Töne, eine Gewaltgeschichte, die der Autor mit genauer Kenntnis der Forschung flankiert. Wie van Reybrouck die Rollen wechselt, vom Historiker zum Romanautor zum Reporter, findet Osterhammel äußerst wirkungsvoll und anschaulich.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.09.2022

Rezensentin Claudia Mäder hat zwar Einwände gegen David van Reybroucks These, Indonesiens Revolutionäre als Beschleuniger der Dekolonisierung zu sehen, und allzu viel Neues zur indonesischen Kolonialgeschichte liefert der Autor laut Mäder auch nicht, das Buch des Historikers verschlingt sie aber dennoch. Wie Indonesien 1945 seine Unabhängigkeit erklärte, wie die Niederlande dagegen ankämpften und was das im Einzelnen für die Menschen bedeutete, vermittelt ihr der Autor im Stil der Oral History anhand unzähliger Dokumente, Interviews, Zeitzeugenberichte und Korrespondenzen von beiden Seiten. Eindringlich und zugänglich, schwärmt Mäder.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.09.2022

Rezensentin Susanne Schröter überzeugt David Van Reybrouck Monografie über die indonesische Revolution nicht in allen Teilen. Vor allem gegen Ende scheint ihr der Autor seinen vielversprechenden polyphonen Ansatz, der auf Oral History und Zeitzeugenberichte setzt, zu verlassen und allzu "weitschweifig" zu werden. Zuvor aber erzählt er laut Schröter differenziert, lehrreich und ohne Längen von den Akteuren der Revolution und dem zeitgeschichtlichen Hintergrund. Auch wenn Schröter die globalgeschichtlichen Analysen im Buch nicht immer einleuchten und sie die Frage nach der Rolle Indonesiens für die Dekolonisierung der Welt anders beantworten würde als der Autor, möchte sie das zur Lektüre empfehlen.
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