Orlando Figes

Eine Geschichte Russlands

Cover: Eine Geschichte Russlands
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2022
ISBN 9783608984552
Gebunden, 448 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Norbert Juraschitz. Orlando Figes erzählt die große, fesselnde Geschichte Russlands für unsere Zeit. Dabei entfaltet er das weite Panorama der russischen Seele: von unsterblichen Mythen über die großartigen kulturellen Leistungen bis zur Weltmachtpolitik des 20. Jahrhunderts und unserer Gegenwart. Eine unerlässliche Lektüre für alle, die dieses uns noch immer fremde, rätselhafte und größte Land der Erde verstehen wollen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.02.2023

Viel ist in den letzten Jahren zur Geschichte Russlands geschrieben worden, weiß Rezensent Micha Brumlik, dennoch hat die Darstellung des Historikers Orlando Figes für ihn Neues zu bieten. Das liegt für den Rezensenten vor allem daran, dass der Autor sich den Einflüssen von Byzanz und der Mongolei bei der Herausbildung einer besonderen Form des autokratischen Regimes, der "orientalischen Despotie", widmet, was dem Rezensenten erklärt, wieso Russland bis heute keine Demokratie im westlichen Sinne ausbilden konnte. Gut verständlich und trotz des ernsten Themas unterhaltsam wird Brumlik so auch Einiges zu Putin und zum Ukrainekrieg klar.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.12.2022

Der Historiker Orlando Figes vertritt in seinem Versuch, tausend Jahre russische Geschichte zu erklären, die These, es handele sich bei jener Geschichte um die eines kontinuierlich autokratischen Staates, erfahren wir von Stefan Plaggenborg, der diese Schlussfolgerung nicht teilen kann. Wenn Putin ohne weitere Differenzierung in eine Reihe mit mongolischen und sowjetischen Herrschen gestellt werde, werde das der Heterogenität der russischen Geschichte nicht gerecht, urteilt der Rezensent. Er hätte sich statt "Geschichtserzählung" lieber mehr kritische Analyse unter Einbezug aller Widersprüchlichkeiten gewünscht.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.12.2022

Rezensent Ulrich M. Schmid ist nicht ganz überzeugt von Orlando Figes' Buch, auch wenn er den Ansatz richtig findet, russische Geschichtsmythen zu dekonstruieren. Richtig stark findet er das Kapitel über Putins chauvinistische Geschichtspolitik, die antiwestliche Narrative zur Sicherung der eigenen Herrschaft einsetze. Doch dann häufen sich bei Schmid die Vorbehalte: Immer wieder falle Figes in den Modus eines Historikers, der zeigen will, "wie es wirklich war", wobei er sich sehr auf Militär- und Diplomatiegeschichte konzentriere. Auch das Essenzialistische in der Darstellung missfällt Schmid, etwa wenn Figes die russischen Oligarchen mit dem mittelalterlichen "Mongolenjoch" erkläre oder den Ukrainern attestiere, den "Kampfgeist der Kosaken im Blut" zu haben. Einspruch erhebt Schmid auch gegen Figes' Vorwürfe an die Nato, mit der Osterweiterung Russland provoziert zu haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.12.2022

Rezensent Gustav Seibt staunt nicht schlecht: Von den vielen Kriegen, die Russland führte hat es seit Napoleons Niederlage 1812 vor Moskau eigentlich nur einen einzigen gewonnen, lernt  er in Orlando Figes' "Geschichte Russlands": den gegen das nationalsozialistische Deutschland. In denen anderen musste es aufgrund miserabler Militärführung und ebensolcher Logistik krachende Niederlage hinnehmen. Weiß Wladimir Putin das, fragt sich Seibt. Dabei betont er, dass der britische Historiker "kein Pamphletist" sei, seine russische Geschichte sei Kenntnis und Sympathie getragen. Beginnend bei der Kiewer Rus im 10. Jahrhundert und bis in die Gegenwart, hätte Figes den knappen Raum seines Buches nicht besser nutzen können.
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