Dayanita Singh

Privacy

Englisch - Deutsch
Cover: Privacy
Steidl Verlag, Göttingen 2003
ISBN 9783882439625
Gebunden, 115 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Mit Texten von Dayanita Singh und Britta Schmitz. Was kann eine Fotografin in Indien anderes aufnehmen als Unglück oder Exotik? Diese Frage beschäftigte Dayanita Singh, nachdem sie viele Jahre das soziale Elend ihrer Heimat dokumentiert hatte. Sie führte zurück in die Welt, der sie selbst entstammt, zu den wohlhabenden Großfamilien Indiens und ihren edlen Wohnsitzen. Sie fotografierte im Auftrag oder auf eigene Faust Freunde und wiederum deren Freunde, sie porträtierte die bessere Gesellschaft mitsamt ihren traditionellen und postkolonial geprägten Symbolen des Wohlstands.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.04.2004

Daniel Kothenschulte stellt die indische Fotografin Dayanita Singh vor, die im vorliegenden Band mit einer für sie neuen Fotogattung vertreten ist. Bekannt geworden ist Singh mit Porträts von indischen Prostituierten und Eunuchen. Im Vorwort des Buches "Privacy" erklärt Singh nun, dass sie mit der "Elendsfotografie" nichts mehr zu tun haben möchte. Für das neue Buch begibt sie sich in die Tradition der Familienfotografie zurück, die in Indien, wie Kothenschulte erklärt, ein äußerst populäres Medium sei. Schon die Mutter Singhs hatte fotografiert - in manchen Familien werden alte Originalaufnahmen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wie Schätze gehütet. Singh entstammt der indischen Oberschicht, weiß Kothenschulte, von dessen Luxus und postkolonialen Ritualen auch das Bollywoodkino kaum einen Eindruck vermitteln würde. Die Fotografin hat sich für die Schwarzweiß-Aufnahmen in diesem Band auf die Familie und den Bekanntenkreis konzentriert; viele Bilder wirken wie aus dem Fotoatelier in früherer Zeit, meint der Rezensent. Sie seien streng komponiert, behielten aber die Lebensräume der Porträtierten stets im Blick. Das Seltsame daran sei, überlegt Kothenschulte, dass ihm auch bei diesen Aufnahmen die Elendsfotografie in den Sinn gekommen sei: denn ob Singh Reichtum oder Armut zeigen würde, spiele bei dem "humanistischen Ton der Fotos" eigentlich keine Rolle.
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