Dietmar Dath

Deutschland macht dicht

Cover: Deutschland macht dicht
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2010
ISBN 9783518421635
Kartoniert, 200 Seiten, 17,80 EUR

Klappentext

Mit Illustrationen von Piwi. "Deutschland macht dicht" ist ein politisches Bilderbuch. Es erzählt eine einfache Geschichte, in der das meiste versteckt ist, was Menschen heute angst macht, und die zugleich zeigt, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist. Hendrik und Rosalie, zwei mutige, beinah schon erwachsene Leute, müssen erleben, dass sich das Land, in dem sie wohnen, auf unerklärliche Weise und angeblich zur Krisenabwehr gegen alles Abweichende und Unberechenbare abgeschirmt hat. Die Zeit vergeht nicht mehr richtig, das Leben lebt nicht mehr. Nur die Fähigkeit, die mächtige Dummheit auszulachen, verspricht noch Rettung. Die Heldin und der Held können, was gebraucht wird; und sie tun es. Der weise Hase Mandelbaum, ein Cowboy namens Jesus und viele andere Gestalten, die jeder kennt, ohne ihnen bisher persönlich je begegnet zu sein, helfen dem Heldenpaar, den Widerstand des Besonderen gegen das Allgemeine, der Kunst gegen die Verwaltung und der Liebe gegen die Anpassung zu riskieren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.04.2010

In Frankfurt sitzt das Geld, wird bewacht vom Monster Sumsilatipak (rückwärts gelesen: Kapitalismus) und regiert die Welt. Mit Jesus aber, der als Sozialrevolutionär zurückgekehrt ist und jetzt auch Kung-Fu kann, hat es nicht gerechnet. Mit Wohlgefallen ruht Jesu Auge auf einem Gymnasiasten namens Hendrik, mit dem sich möglicherweise Revolution machen ließe. "Krude" nennt Rezensent Christopher Schmidt diesen Grundplot von Dietmar Daths jüngstem Roman, den dieser ins Genre des "politischen Bilderbuchs" einordnet - und Bilder, von Christopher Tauber, gibt es in der Tat auch. Allzuviel abgewinnen kann der Rezensent dem Werk aber nicht, obwohl ihm die Idee, das ganze mit Pop und Splatter zu versetzen, im Prinzip schon gefällt. Weil Dath nämlich mal wieder zu viel, wenn nicht alles in den literarischen Mixer tue und weil dabei diesmal jedenfalls nicht viel mehr als "hyperventilierender Feuilletonismus" herauskomme. Und das Werk sei dann am Ende zu allem Überfluss nicht etwas für Kinder, sondern "Infantilismus" für "unreife Menschen".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.03.2010

Eberhard Falcke macht sich schon mal auf alles gefasst, und Dietmar Daths "Deutschland macht dicht" trifft dann auch seine Erwartungshaltung ziemlich präzise. Mit dem gewohnten Hagel von Geistesblitzen, intelligenten Einfällen und ausufernder Fabulierlust präsentiert der Autor sein rasantes Märchen, in dem der aufklärerisch-terroristische Hendrik und die schöne Rosalie ihren Kampf gegen das Gespenst Geld, beschützt vom Ungeheuer Sumsilatipak (Kapitalismus von hinten gelesen) aufnehmen, derweil der Kanzler das Land zum Schutz vor der Globalisierung "dicht gemacht" hat, lässt der Rezensent wissen. Aber ebenfalls nicht vorenthalten will er den Lesern seiner Kritik den geradezu allwissenden Stoffhasen Mandelbaum, von dem das Buch seine Gattungsbezeichnung erhält und dem die Hauptfiguren umfassende Unterweisung erhalten. Allerdings muss der Rezensent zugeben, dass der Leser angesichts immer neuer Akteure, Volten der verwirrenden Handlung und irrwitzigen Eingebungen des Autors mitunter schon an die Grenzen seiner Aufnahmefähigkeit gerät. Trotzdem ist Falcke ziemlich beeindruckt von dieser virtuosen Darstellung "gegenwärtiger Widersprüche", und wenn er auch nicht das Etikett "große Literatur" vergeben will, so würdigt er das Buch dennoch als ein "Spitzenerzeugnis der kleinen literarischen Formen" mit großem Unterhaltungswert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.03.2010

Rezensent Andreas Rosenfelder muss sich beim Lesen immer wieder daran erinnern, dass es sich bei dem neuen Werk von Vielschreiber Dietmar Dath um eine Fibel, ein Bilderbuch, wenn auch ein politisches, handelt. Anderenfalls fände er Daths apokalyptische Sicht auf die Finanzkrise, die er mit einer Teenager-Lovestory und mit jeder Menge Frankfurter Memorabilia, FAZ-Memorabilia genau genommen, verquickt, aber auch allzu sehr in Schwarz-Weiß gemalt. Die Frage, ob Dath seine bolschewistischen Dissidenten nun gegen den Kapitalismus oder gegen den Staat antreten lässt, scheint Rosenfelder aber, wie gesagt, nicht das Entscheidende zu sein. Bemerkenswert dagegen findet er, dass dieser Roman von Dath einmal nicht das Label der Unlesbarkeit verdient. Stattdessen amüsiert sich Rosenfelder mit einer eher simplen Geschichte, die heiter bis ulkig von ferngesteuerten Banker-Zombies und tapfer agierenden Stoffhasen handelt. Und von sprechenden Kunstwerken beim Showdown gegen das Böse, bei Dath: die Europäische Zentralbank.
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