Dina Porat

"Die Rache ist Mein allein"

Vergeltung für die Schoa: Abba Kovners Organisation Nakam
Cover: "Die Rache ist Mein allein"
Brill Verlag, Leiden 2021
ISBN 9783506791122
Gebunden, 394 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Helene Seidler. Mit einem Geleitwort von Michael Brenner und einem Nachwort von Armin Lange. Dina Porat präsentiert erstmals umfassend die Geschichte von 50 jungen Frauen und Männern, die als Untergrundkämpfer in Osteuropa die Schoa überlebten und nach dem Krieg beschlossen, sechs Millionen Deutsche zu töten. Angeführt von dem bewunderten Dichter und Partisanen Abba Kovner, wollten sie sich an der Nation rächen, die sie für die Ermordung von sechs Millionen Juden verantwortlich machten. Die Welt sollte sehen, dass jüdisches Blut nicht ungestraft vergossen werden dürfe. Auf Grundlage einer Fülle von Zeugenaussagen und von Quellen, die bisher in Archiven, in Broschüren oder in den Häusern der ehemaligen Mitglieder der Nakam-Gruppe verborgen lagen, wird das Geschehen in vielen erstaunlichen Einzelheiten ans Licht der Öffentlichkeit gebracht. Eingeflochten in die packende Erzählung sind die vom Rachethema unvermeidlich aufgeworfenen moralischen Fragen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.01.2022

Sehr interessiert folgt der rezensierende Historiker Stephan Lehnstaedt Dina Porats Geschichte von Abba Kovners Organisation Nakam. Kovner, der den Widerstand des Wilnaer Ghettos gegen die Nazis angeführt hatte, wollte nach Ende des Zweiten Weltkriegs Rache nehmen für die Ermordung der europäischen Juden, weiß der Rezensent, Nakam plante, sechs Millionen Deutsche zu töten. Die wahnwitzigen Plänen bedeuteten den politischen Selbstmord des brillanten Kovner, wie Lehnstaedt durchaus bedauernd feststellt, Nakam brachte es lediglich auf einen Anschlag gegen ein Kriegsgefangenenlager, bei dem sich aber nur zweihundert SS-Männer den Magen verdarben. Als beachtlich wertet Lehnstaedt die Rechercheleistung der ehemaligen Chefhistorikerin von Yad Vashem, die zudem prägnant Handeln und Motive der stets um Geheimhaltung bemühten Kämpferinnen und Kämpfer analysiere.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.12.2021

Rezensent Klaus Hillenbrand schätzt, dass die emeritierte Tel Aviver Professorin Dina Porat in ihrem Buch ein unbekanntes Kapitel deutsch-jüdischer Geschichte ausleuchtet: Sie berichtet von Formierung und Scheitern der rund fünfzigköpfigen Gruppe "Nakam" (deutsch: Rache), die sich um den litauischen Dichter Abba Kovner bildete und sich an den Deutschen rächen wollte. Zum "Plan A", ein Massenmord durch Trinkwasservergiftung, kam es nicht, wie Hillenbrand erfährt, zum Teil weil der Plan bei den führenden Zionisten in Palästina auf Ablehnung stieß. "Plan B", eine gezielte Tat gegen SS-Soldaten durch die Vergiftung von Broten, wurde umgesetzt, scheiterte aber jedoch - warum die Soldaten nicht starben, sondern nur Bauchschmerzen bekamen, erfährt Hillenbrand nicht von Porat. Trotzdem lobt er die "enorm materialreiche" Studie, deren von Michael Brenner im Vorwort als "verbrecherisch" bezeichnete Taten nur auf das viel größere Verbrechen der Deutschen verweisen, so der Kritiker - eher verwunderlich, dass nur so wenige Juden Rachepläne fassten, meint er.
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