Dmitry Glukhovsky

Geschichten aus der Heimat

Cover: Geschichten aus der Heimat
Heyne Verlag, München 2022
ISBN 9783453274143
Gebunden, 448 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Christiane Pöhlmann. Ein tadschikischer Gastarbeiter, der in die Fänge des Moskauer Organhandels gerät. Ein Antikorruptions-Ermittler, der von seinem Verfahren abgezogen wird. Ein Regierungsbeamter, der sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere die Sinnfrage stellt. Ein Provinzpolitiker, der urplötzlich mit der bitteren Wahrheit unverfälschter Wahlergebnisse konfrontiert wird - Dmitry Glukhovskys "Geschichten aus der Heimat" sind kleine Fenster in die Untiefen der russischen Gesellschaft. Mit scharfem Blick für die Realitäten in seinem Heimatland zeigt der Bestsellerautor, wie Russlands Gesellschaft funktioniert - und was falschläuft.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.12.2022

Die Kurzgeschichten Tolstois, Tschechows, Turgenjews - ihr Genre gilt als einer der "Höhepunkte der russischen Kultur", auf die sich die russische Propaganda heute noch immer wieder positiv bezieht, weiß Rezensent Nicolas Freund. Auch bei Glukhovsky ist ein solcher Bezug deutlich zu erkennen, allerdings vergisst er im Gegensatz zu den kremltreuen Propagandisten nicht den ursprünglich subversiven Charakter dieser Geschichten. Wie Turgenjew etwa geht es auch ihm darum, das wahre Russland und seine Verhältnisse der Gegenwart zu beschreiben, indem er die alte Erzähltradition mit jener charakteristisch sturen Haltung russischer Propaganda kombiniert, erklärt Freund. Ein Ufo in Moskau, Nanoroboter im Schnaps und Organhandel am Bau - Glukhovskys Ideen sind skurril, bitter, manchmal ein wenig an den Haaren herbei gezogen. Doch er erzählt davon mit einer Selbstsicherheit und Beharrlichkeit, die funktioniert, indem sie irritiert. An der Oberfläche scheint alles irgendwie normal, harmlos, folgerichtig, kontrolliert - doch darunter kocht der totale Wahnsinn - ganz so, wie in der gegenwärtigen Realität Russlands, so der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.11.2022

Rezensentin Kerstin Holm trifft den russischen Autor Dmitry Glukhovsky, der seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Exil lebt und bekümmert festellt, dass der Abwehrzauber nicht gewirkt hat, den er mit seinen dystopischen Erzählungen schaffen wollte. Die meisten Geschichten, erklärt die Rezensentin, sind bereits vor zehn Jahren erschienen, als der effiziente russische Repressionsapparat noch eine dunkle Zukunftsvorstellung war. Dass die Realität die Fiktion eingeholt hat, spricht nicht gegen sie, meint Holm, die Glukhoskys Grotesken viel abgewinnen kann. Wenn etwa ein Geologe bei Bohrungen in Sibirien auf das Tor der Hölle stößt, dann verspürt Holm Grauen und Komik zugleich.
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