Dulce Chacon

Fandango im Schnee

Roman
Cover: Fandango im Schnee
Lübbe Verlagsgruppe, Bergisch Gladbach 2004
ISBN 9783785715444
Gebunden, 315 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Kirsten Brandt. Es fällt Schnee auf die rote Erde der spanischen Extremadura, als sich im Landhaus der aristokratischen Familie de Albuera eine schreckliche Tragödie ereignet. Vier Schüsse hallen durch die Nacht, entsetzt starrt die junge Aurora auf die toten Körper ihrer Eltern, ihres Bruders und ihres Ehemannes, bevor sie ohnmächtig zu Boden sinkt. Was ist geschehen? Wer ist der Mörder, der in wenigen Sekunden beinah eine ganze Familie auslöscht?

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.03.2004

Auch in Spanien haben Erinnerungsbücher zur Zeit Konjunktur, berichtet Jennifer Wilton. Sie als großen Tabubruch zu werten, hält sie jedoch nur teilweise für berechtigt. Es stimme schon, dass der Schweigepakt zwischen der Rechten und der Linken, der nach Francos Tod zur innenpolitischen Stabilisierung beigetragen habe, nun aufgehoben sei und einer Flut an Veröffentlichungen Raum gegeben habe, die sich mit dem Erbe des spanischen Bürgerkriegs und der Franco-Zeit beschäftigten. Für die Romanliteratur gilt das jedoch nicht, meint Wilton, schon in den achtziger und neunziger Jahren hätten zahlreiche Autoren wie Antonio Munoz Molina, Rafael Chirbes oder Manuel Rivas gegen den Gedächtnisverlust angeschrieben. Um die kollektive Erinnerung, wie sie in Familien weitergegeben wird, gehe es auch im Roman "Fandango im Schnee" von Dulce Chacon, literarisch vielleicht nicht ganz so reich wie die Werke der oben genannten Autoren, gesteht Wilton zu, wohl aber ein lesenswerter Versuch, sich der Geschichte des Landes anzunähern und auch der Erinnerung "ihre eigene Dynamik" zuzusprechen. Im Mittelpunkt des Romans steht das Verbrechen an einer herrschaftlichen Familie, dessen konfliktreiche Wurzeln, so Wilton, bis zum Spanischen Bürgerkrieg zurückreichen.