Eginald Schlattner

Mein Nachbar, der König

Verlassene Erzählungen
Cover: Mein Nachbar, der König
Schiller Verlag, Bonn/Hermannstadt 2012
ISBN 9783941271425
Gebunden, 208 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Michaela Nowotnick. Als im Sommer 2009 ein großer Koffer vom Pfarrhof in Rothberg/Rosia in das nahe Hermannstadt/Sibiu gebracht wurde, konnte über dessen Inhalt allenfalls gemutmaßt werden. Im Zentralarchiv der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, wo die Dokumente aus dem Koffer in den Vorlass Eginald Schlattners eingepflegt werden sollten, erkannte man verblüfft, dass es sich um Manuskripte aus einer bis dahin praktisch unbekannten Schaffensperiode handelte. Eginald Schlattner ist heute vor allem als Romanautor bekannt. "Mein Nachbar, der König" und "Odem" beinhalten eine Auswahl seiner früheren Erzählungen. Diese zeigen, welches bewegte Schicksal dem Autor und seiner Literatur zuteil geworden ist, welchen Einfluss Verlage und Lektorat hatten, wie Maßregelungen das Schreiben behinderten und wie er versucht hat, sich in das literarische Leben seiner Zeit zurückzuschreiben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.11.2012

Den Siebenbürger Autor Eginald Schlattner nennt Nancy Waldmann einen Archivar seines eigenen Werkes. Schmal ist es, dieses Werk. Wenn die Herausgeberin Michaela Nowotnick mit diesem Band nun sechs unveröffentlichte frühe literarische Versuche Schlattners vom Dachboden fischt, ist Waldmann gespannt, was abgesehen vom archivalischen Wert dabei herumkommt. Die Erzählungen, bis auf eine jüngere, aus den 50er und 60er Jahren stammend, bieten laut Waldmann Schlattners bekannte antiquierte, aber präzise Sprache, vermischt mit Motiven des sozialistischen Realismus. Dass Satire darin vorkommt, ja Witz, scheint schon eine Besonderheit zu sein, wenn wir der Rezensentin zuhören, die darauf hinweist, dass die Texte wohl nicht sämtlich der Ceausescu-Linie entsprachen. Genau das aber findet Waldmann interessant und informiert sich in Nowotnicks Anhang nach den Enstehungskontexten und den verschiedenen Fassungen der Texte. Dass die Lektüre der autobiografisch geprägten Erzählungen wegen ihres speziellen Siebenbürger Kontexts nicht immer einfach ist, wird laut Rezensentin wettgemacht durch ihren zeithistorischen Wert. Im Nachwort wiederholt der von einigen Kollegen noch immer angefeindete Autor übrigens seine Geschichte des "sühnenden Verräters".
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