Elizabeth Wetmore

Wir sind dieser Staub

Roman
Cover: Wir sind dieser Staub
Eichborn Verlag, Köln 2021
ISBN 9783847900924
Gebunden, 320 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Eva Bonné. Texas, 1976: Odessa steht kurz vor dem nächsten Ölboom. Während die Männer der Stadt den kommenden Wohlstand feiern, kennen und fürchten ihre Frauen die Gewalt, die immer zu folgen scheint. Als die vierzehnjährige Gloria Ramírez mehr tot als lebendig auf der Veranda von Mary Whiteheads Ranch gefunden wird, wissen Mary und die anderen Frauen von Odessa, was jetzt passieren wird. Aber sie wissen auch, dass sie dieses Mal zusammenhalten werden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.02.2022

Rezensent Hannes Hintermeier versteht nach dem Lesen von Elizabeth Wetmores ausgeglühtem Debüt "Wir sind dieser Staub", weshalb sie die texanische Ölstadt Odessa mit achtzehn Jahren verlassen hat. Die heute 53-jährige Autorin verdeutlicht dem Rezensenten darin anhand verschiedener, mehr oder weniger gebrochener Frauenfiguren, darunter beispielsweise der minderjährigen Mexikanerin Gloria, die sich nach einer mehrstündigen Vergewaltigung in Glory umbenennt, und ihrer Retterin, der alleinerziehenden Mutter Mary, dass ihre Heimatstadt keine gute Gegend für Frauen ist. Dass die Autorin genreuntypisch schreibt, verwundert den Rezensenten nicht, doch dass ihr Ausdruck trotz der Verwendung des historischen Präsens so viel Kraft hat und "literarische Schwarz-Weiß-Malerei" verhindert erstaunt ihn. Ein souverän von Eva Bonné übersetzter, zeithistorischer und doch überzeitlicher Erstling, schließt Hintermeier.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.01.2022

Dass sich die in Texas geborene, dann aber weggezogene Elizabeth Wetmore nach eigener Aussage zunächst wieder in den Bundesstaat habe verlieben müssen, um diesen Roman zu schreiben, erstaunt Rezensentin Katharina Granzin zunächst, gehe es hier vordergründig doch sehr brutal und sexistisch zu: Nach einer Vergewaltigung flieht eine junge Frau durch die Wüste zu einer Ranch, deren Besitzerin zieht daraufhin traumatisiert und von Drohanrufen verfolgt in die Stadt, und alle haben Gewehre, resümiert Granzin. Spannend findet sie den 1976 spielenden Roman, der auch noch einige Nebenhandlungen aufmacht, aber allemal, und erkennt schließlich auch, an wen Wetmores Liebeserklärung geht: an die unwirtlich scheinende, doch lebhafte texanische Natur und an die "wehrhaften" und zugleich "verletzlichen" Menschen, die dort leben - ein von Eva Bonné "großartig" übersetztes Porträt des Wüstenstaates, das die Kritikerin mitreißt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.11.2021

Für Rezensentin Katrin Doerksen ist Elizabeth Wetmore gleich nach diesem Debüt eine Virtuosin in der Errichtung literarischer "Folterzimmer". Die Kritikerin taucht hier ein ins Texas des Jahres 1973, die knapp 15 Jahre alte Halbmexikanerin Gloria liegt brutal vergewaltigt neben einem Truck und nur die Frauen von Odessa nehmen überhaupt Notiz von dem Mädchen. Alle Frauen, aus deren Perspektiven der Roman erzählt wird, leiden auf ihre Weise unter dem "Frust" der Männer, resümiert Doerksen. Deren Brutalität schildert Wetmore derart plastisch, dass die Rezensentin oft schlucken muss, die gelegentlichen "dreckigen kleinen Witze" der Autorin machen es nur wenig ertragbarer, meint sie. Wetmores Mitgefühl für ihre Figuren und ihre Kenntnis des Landes - sie ist selbst Texanerin - bekräftigen Doerksen klare Leseempfehlung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.11.2021

Rezensentin Sylvia Staude kommt mit Genrebezeichnungen nicht weiter bei diesem Roman der amerikanischen Autorin Elizabeth Wetmore. Es geht um Frauen, die Story ist spannend, vor allem aber ungeheuer lesenswert, wie die Kritikerin versichert. Sie taucht ab mit dem Roman ins Texas der Siebziger, in eine Welt, in der die Männer auf Ölfeldern arbeiten und Frauen von ihren Männern bedroht oder getötet werden: So auch die 14jährige Gloria, die Opfer einer Vergewaltigung wird und ums Überleben kämpft, während sich im Dorf nur eine einzige Frau für sie einsetzt, resümiert die Rezensentin. Staude lässt sich atemlos mitreißen von der "drastischen", auch "poetischen" Sprache und empfiehlt den Roman nicht zuletzt als Zeugnis der "Zähigkeit" von Frauen.